In letzter Zeit treten immer häufiger Interessenten an die Gesellschaft der Freunde Czylanskys mit dem Ansinnen heran, Werbung auf der Website des genialen Vordenkers der digitalen Revolution schalten zu dürfen. Dies hat eine durchaus kontroverse Diskusssion ausgelöst, die stellenweise das übliche Dekorum des ansonsten der reinen Lehre Czyslanskys geweihten Quorums zu stören droht.

Da einerseits die Gesellschaft dank der Tantienmen aus den unzähligen Erfindungen des großen Meisters (das Internet, die Coca Cola-Formel, das Perpetuum Mobile et al.) finanziell unabhängig ist, die Gesellschafter andererseits dem Lebensmotto Czyslanskys verpflichtet sind („Geld macht nicht glücklich, aber es finanziert die Illusionen“), wären Werbeeinnahmen aus der Vermarktung der überaus erfolgreichen Online-Präsenz willkommen. Andererseit ist ein gewissenes Enui einzelner Gesellschafter unüberhörbar, etwa Michael Kausch („… das bringt ja nur geld und wir wissen dann nicht wohin damit“).

Der Czyslansky-Forschung bleibt in einem solchen Fall nur der Rückgriff auf den großen Meister selbst, der in seiner unglücklicherweise verschollenen Abhandlung über Moral im Geschäftsverkehr, „Pecunia olet“, auf Quellen aus spätmittelalterliche, bzw. frühaufgeklärter Zeit zurückgriff, um das Menschenmaß als Richtschnur des digitalen Zeitgeists zu beschwören. Wie sich Anton Grunschnabel, ein zeitweise Weggefährte Czyslanskys im Züricher Exil, erinnert, führte dieser in seiner Dachstube im „Coopi“ (siehe „Czyslansky und der Ort der Stille„) zahlreiche olefaktorische Versuche mit gerösteten, zerkrümelten und in diversen Suspensionsflüssigkeiten aufgelösten Geldscheinen durch, um zu einer universellen Theorie der „Ausdünstung des internationalen monitären Systems“ zu gelangen.

Im Zentrum des daraufhin entstandenen Werkes stand die relativistische Gegenüberstellung einzelner Währungen, wobei der offensichtlich penetranteste Duft von 100 Dollar-Noten herrührte („riecht wie eine offene Kloake in Williamsburg im Hochsommer“). Rubelnoten will Czyslansky einen Hauch von Verweseungsgeruch entlockt haben, während Schweizer Frankenscheine einen unverkennbaren Käsegeruch verströmten.

Die Versuche Czyslanskys, aus den Duftspuren eine systematische Analyse des relativen Gesundheitszustands nationaler Volkswirtschaften abzuleiten, wurden jedoch durch den Dachstuhlbrand des 16. September 1934, verursacht durch eine in der Nähe einer Kerze umgestürzten Branntweinflasche, jäh ein Ende gesetzt, bei dem unter anderem das Manuskript von „Pecuina olet“ ein Raub der  Flammen wurde.

Czyslansky soll, so Grunschnabel, durch fernöstliche Heilpraktiker angeregt worden sein, die bekanntlich bis heute mit Hilfe von Duftdiagnostik, also durch den Geruch von Körperausdünstungen der Patienten körperlichen Leiden und Krankheitsbildern auf die Spur kommen können. Sein berühmter, seiner Jugendliebe Rosa Luxemburg irrtümlich zugewiesene Satz, „Kapitalimus macht krank“, ist vermutlich auf diese Zeit zu datieren.

Die Nachfolger Czyslanskys bleiben jedenfalls dem Geist ihres großen Vorbilds verpflichtet. czyslansky.net bleibt werbefrei! Jedenfalls bis jemand besseres ein Angebot macht.

3 Antworten

  1. Es muss nicht jemand besseres ein Angebot machen. Es wäre völlig ausreichend, würde jemand ein besseres Angebot machen 🙂

    Für eine Million Zechinen bekommt man eine ganze Menge… da schalte ich Werbung nach jedem dritten Wort, wenn es sein muss. Aber eine Million Zechinen hat zum Glück(?) noch keiner geboten.

  2. Czyslansky selbst hatte ein durchaus widersprüchliches Verhältnis zum Geld, so ist auch ein anderer Ausspruch des „jungen“ Czyslansky überliefert:

    „Geld allein macht noch nicht unglücklich“, was von mir als eine recht entspannte Sicht gedeutet wird.

    Vielmehr, meine ich, ist es das Angebot selbst, was anrüchig gewertet werden könnte: Der Begriff „Textlinkwerbung“ ist ein degutantes Wort. Ich assoziiere einmal frei:

    Linke Texte, linkende Werbung, linkische Verben, Textfärbung uvm.

    Ich habe semantische Probleme mit dieser Form des „Geldverdienens“

  3. solange der spruch „geld stinkt nicht“ seine berechtigung hat, solange sollte eine site, die mehrheitlich von konsumenten cubanischer rauchwaren getragen wird, sich um geld nicht kümmern. aber wie wäre es, wenn wir uns in zigarren bezahlen lassen würden. also eine art „smoke per click“-system. darüber wäre ich bereit zu diskutieren. alternativ könnten wir natürlich auch mal mit giesecke über eine implementierung madagassischer gelddüfte in innovative micropaymentsysteme reden (http://www.reisen-foren.de/thread.php?threadid=42). nur mal so zum nachdenken …

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