Vermutlich nicht. Vermutlich haben Sie auch nichts verpasst. Man sollte nicht schlecht reden über Leute, die man nicht kennt. Andererseits … manchmal kennt man die Leute ja doch, zumindest kommen sie einem bekannt vor. Machen wir es so: Joe Völker ist ein Symbol. Ein Symbol für die Qualität, mit der die Diskussion um die Änderungen im Urheberrecht bei uns geführt wird. Und dann schauen wir uns mal an, was dieses Symbol so treibt.
Es gibt eine abstruse Facebook-Seite. Auf der soll sich Protest formieren gegen die Piratenpartei. Das ist bereits interessant. Nicht die Findung einer vernünftigen Lösung ist das Ziel, sondern das Bekämpfen der Gegenseite. Das ist bei beiden Seiten der bizarren Urheberrechtsdiskussion ein völlig identisches Verhaltensmuster. Sprechen die einen reichlich übertrieben von der „Contentmafia“, wenn sie die Verwerterlobby meinen, so sprechen die anderen polemisch von Verbrechern, wenn sie meinen, daß Ordnungswidrigkeiten begangen würden. Und nun also eine eigene Facebookgruppe:
Hat irgendwer behauptet, die Arbeit eines Songwriters sei generell nichts wert? Immer diese Übertreibungen. Einer derjenigen, die nun lautstark gegen die Piraten und für die Mitgliedschaft auf dieser Facebookseite trommeln, ist ein gewisser Joe Völker. Ein Songwriter? Nicht, daß ich wüßte. Er arbeitet in Mannheim beim Theater und ist dort „musikalisches Mädchen für alles“, wie er auf seinem Facebookprofil sagt. Ich habe mich dann bemüht, irgendetwas von ihm zu kaufen, schließlich behauptet er ja, seine Arbeit sei etwas wert, und er tat mir ein bißchen leid. Bei Spotify findet man ihn nicht. Bei iTunes findet man einen Pianojoe, aber das ist sicher nicht der Richtige, denn die iTunes-CD, die man findet, heißt „Romantic Solo Piano for a Wedding Ceremony“. Und nein, so sieht der nicht aus, denn das ist Joe Völker:
Ich wollte schon aufgeben, aber keine Recherche ohne Google, und, Bingo!, da war er. Als Inhaber der Domain piaonojoe.de. Aber auch da ist er kein Songwriter, sondern ein Musikverleger. Alle Vorurteile bestätigt. Wenn die Kerle wenigstens ehrlich schreiben würden „ich bin Musik-Marketing-Experte und meine Arbeit ist was wert“. Dann könnte man ja mit denen diskutieren. Aber immer dieses Rumreiten auf den verhungernden Künstlern, das schadet der Sache am Ende sicher mehr, als es ihr nützt. Und was verlegt er so? Hier ein Beispiel:
Versunkene Schätze werden also gehoben und aufgepäppelt. Unter anderem „Norwegian Wood“, unsterblicher Song von den Beatles. Das ist das Lied, wo der freche Angehörige der Arbeiterklasse die norwegischen Stilmöbel der Upperclass-Tussi verheizt, die ihn aus einer Laune heraus mit zu sich nach Hause genommen hatte. Das ist also ein versunkener Schatz? Der fahrstuhljazzmäßig aufgepäppelt werden mußte? Mir gefällt das Original besser, aber de gustibus …. ich hoffe, sie haben wenigstens das Vertragliche mit Apple Records geklärt.
Auch ansonsten hat der Mann wohl wenig Probleme, sich mit fremden Federn zu schmücken. In seinem Facebookprofil stand ursprünglich:
Früher war mehr Lametta.
Natürlich wäre es angebracht gewesen, die Quelle anzugeben, aber auch ohne Quelle, finde ich, sollte das erlaubt sein. Ist es heutzutage nicht, aber genau das sollten wir ja ändern. Und genau dagegen spricht sich Herr Völker pharisäerhafterweise aus. Natürlich war das Zitat von Loriot. Und darauf machte ihn alsbald Jörg Tauss aufmerksam. Tauss, der versucht, sich als Mann mit den meisten Feinden ins Guinness Book der Rekorde hochzuarbeiten. Auch der Tauss, der in einem zwiespältigen Prozeß wegen Besitz von kinderpornographischen Bildern verurteilt wurde, wobei der Richter Wert auf die Feststellung legte, daß es ihm völlig egal sei, ob Tauss die Bilder aus politischen oder aus perversen Gründen hatte. Nachdem also dieser Tauss Herrn Völker völlig korrekt auf den Widerspruch hingewiesen hatte: Loriot ist noch keine siebzig Jahre tot und damit ist es nach der von Herr Völker vorgetragen Logik zu befürchten, daß Loriots Erben wegen der völkerschen Piraterie nun verhungern müßten, änderte Piano Joe sein Profil. Nun steht da:
Über Joe
»Früher war mehr in Streifen geschnittene Aluminiumfolie, wie sie üblicherweise zur Weihnachtsdekoration verwendet wird.«
Eigentlich geht dieses Zitat von Loriot anders. Jörg Tauss (Ex-MdB, Ex-SPD, Ex-Piraten) hat mich darauf hingewiesen, dass es sich um einen Urheberrechtsverstoß handelt. Ich danke auf diesem Wege für den Tipp und wünsche ihm weiterhin guten Erfolg bei seiner Bewährung.
Hätte es noch eines Hinweises auf die Selbstherrlichkeit und die Unaufrichtigkeit dieses Mannes bedurft, hier hätte ich ihn gefunden. Anstatt zuzugeben, daß es eben wegen des Urheberrechts selbst einem Verfechter der aktuellen Urheberrechtskontrollen passieren kann, gegen alles mögliche zu verstoßen, hat er die geistige Zwergenhaftigkeit, mit einer peinlichen Anspielung vom Thema abzulenken. So kommen wir nicht weiter.
3 Antworten
Ich finde, Herr Völker sollte kriegen, was er verdient. Dann müsste er zwar von Hartz IV leben, aber er würde wahrscheinlich anders über das Urheberrecht denken.
Ein Kreativer halt, wie er gerne im Handelsblatt stünde.
Nee, Sebastian, ich kenn den nicht. Aber ich bin mir ziemlich.sicher, dass ich solche Leute auch gar nicht kennen will. Ne andere Frage wäre, ob sie überhaupt irgend eine Beachtung oder Erwähnung verdient haben…