14. Dezember 2012 – München, Hamburg, Dortmund
„Der FC Bayern“, so belehrte mich unlängs ein Reporter des Bayerischen Rundfunks, „braucht den BVB.“ Das war mir neu. Erst wenn der Rekordmeister (der BR wie auch andere bayerische Medien werden nicht müde, das zu erwähnen) einen anderen Verein hat, der ihm halbwegs auf Augenhöhe begegnet, zeigt die Mannschaft seine wahre Größe. So erklärte der Journalist seinen Hörern.
Derzeit zeigt der Abstand von 14 Punkten zwischen dem FCB und dem BVB nicht gerade Augenhöhe der beiden Erstligamannschaften an, es bedürfte schon einiger kleiner Wunder, um das noch aufzuholen. Aber der BVB hat sich zu einem ernstzunehmenden Kandidaten im deutschen wie im europäischen Fußballmarkt gemausert, der tatsächlich eine gewisse Konstante aufweist. Das ist für die Bayern neu. Der gottgegebene und wie selbstverständlich angesehene Alleinvertretungsanspruch des FCB auf alle Titel wird den Bayern streitig gemacht und das ist gut so. Denn, so erklärt mir der Reporter, erst dann fühlt sich die Mannschaft zum Kämpfen und zum Unbedingt-Siegenwollen herausgefordert. So gesehen hat er recht.
Das mit der Augenhöhe, so muss man als eingefleischter Borusse zugeben, müssen wir noch üben. Tröstlich aber ist, dass die Schwarz-Gelben wenigstens in einem anderen Segment die Nase deutlich vorn haben.
Bei Facebook, so hat es in dieser Woche die Agentur Heine PR + Kommunikation aus Hamburg veröffentlicht, ist „BVB“ der Begriff, der mit Abstand am Häufigsten in den Statusmeldungen der Nutzer auftaucht. Es folgen „Berlin Tag und Nacht“ und „Leider geil“, der Film „Ziemlich beste Freunde“, der Chelsea Football Club und dann erst der FC Bayern München. So zitiert es der Onlineauftritt des Magazins W&V. So übernahm es stolz natürlich der BVB auf seiner eigenen Seite.
Auch in der Liste der aktuellen Aufenthaltsorte, mit denen Facebook-Fans ihren Freunden mitteilen, wo sie sich gerade herumtreiben, konnte der Bayerische Fußballmusterschüler nicht die Rolle als Klassenprimus erobern. Der Titel geht an die Reeperbahn in Hamburg. Erst dann folgt die Allianz Arena. Das mag auch der Mentalität der User geschuldet sein, die es vielleicht cooler oder witziger finden, ihren Freunden mitzuteilen, sich in Hamburgs Rotlichtviertel zu vergnügen, als im Fröttmanninger Rotlicht-Gummiboot.
Bleibt eine weitere Frage, die Heine PR nicht untersucht hat. Wie schaut es denn in der Vorweihnachtszeit bei ebay aus. Eine spontane Stichprobe für eine exklusive Czyslansky-Studie führt zu folgenden Ergebnissen:
Unter dem Suchbegriff „Bayern München“ bringt es der Online-Auktionator auf 34.897 Treffer. Weitere 1.990 kommen dazu, wenn man „FCB“ sucht. Das macht zusammen 36.887 Artikel/Auktionen.
„Borussia Dortmund“ führt zu 18.211 Angeboten, „BVB“ zu 10.447 Treffern. Zusammen also 28.658 Auktionen.
In beiden Fällen sind die Doppelzählungen durch Doppelnennungen in den Produktbeschreibungen eingerechnet. Die vier Suchanfragen fanden zeitgleich innerhalb von nur einer Minute statt. Selbst wenn sich die Suchergebnisse minütlich ändern, ändert es doch nichts am Gesamtresultat. Der FC Bayern hat die Nase vorn, wenn es um das (Weiter-)Verkaufen von Trikots, Tickets, Bettwäsche, Wärmflaschen, Handtüchern und anderen Devotionalien geht.
Wie ist es zu interpretieren ist, dass es rund 8.000 Artikel mehr von & für Bayern-Fans gibt, bleibt Ihnen überlassen, liebe Leser. Hier ein paar Vorschläge:
- Es regiert der Markt. Die größere Kommerzialisierung des Münchner Vereins führt zu einem wesentlich höheren Ausstoß an Fanartikeln also auch mehr ebay-Auktionen.
- Beim BVB funktioniert die Fantreue anders. Was man hat, das behält man. Für immer und ewig.
- Das Urkonzept von ebay, dass Privatleute ihr Zeug anbieten können und sollen, das sie nicht mehr haben wollen, greift bei den Bayern-Fans besser: Weg mit dem Kram, irgendwer wird’s schon haben wollen.
Wie gesagt, das zu deuten, bleibt ganz Ihnen überlassen….