Die Idee ist so einfach, so genial, dass er uns schon längst hätte einfallen müssen. Sie ärgern sich über Schmutz und Schund im Internet, über Kinderporno, Nazis, terroristen, Protestler, Andersdenkende? Alles Dinge, die uns herkömmliche Suchmaschinen ständig liefern, obwohl wir doch etwas ganz anderes abgefragt haben?

Versuche, den Unrat auszufiltern oder durch die Polizei verbieten zu lassen, scheitern am faktischen Imperativ des TCP/IP-Protokolls, das Zensur als Störung definiert und den ganzen Müll einfach drum herum leitet.

Orthodoxe Juden haben nun die einfachste denkbare Lösung gefunden: Die „koshere“ Suchmaschine.  Koogle liefert im Gegensatz zur großen Suchmaschine der Goyim, die so ähnlich heisst, nur Ergebnisse, die den mosaischen Glaubensregeln entsprechen. Und am Sabbat arbeitet sie gar nicht!

Lange hatte der strenggläubige Jude mit dem Internet ein Reisenproblem. Fundamentalistische Rabbiner verboten ihren Gemeindemitgliedern das surfen generell, denn ein braves jüdisches Yingl könnte ja dabei über leicht oder – oy, oy, oy! – überhaupt nicht bekleidete Schicksen stolpern. Gott behüte!

Mit Koogle ist das kein Problem. Die Suchmaschine kennt nur saubere Websites („kosher restaurants“, „kosher food“), beziehungsweise „Simchas“ – Dinge, die einem anständigen Gläubigen Freude machen dürfen. Es gibt Reisetipps, wobei man sicher sein kann, in den empfohlenen Hotels garantiert unter Glaubensbrüdern zu sein, sowie Links zum Zentralcomputer von Dor Yeshorim, wo genetische Daten von mehr als 200.000 orthodoxen Juden aus Israel, den USA und Europa gespeichert sind.

Und da auch strenggläubige Judenfrauen Unterwäsche brauchen, gibt es die Suchrubrik „Lingerie“. Allerdings listet Koogle dort nur Telefonnummern auf und keine Hyperlinks – denn da könnte sonst vielleicht einer einen sündigen Blick wagen.

Vielleicht sollte sich unsere ähnlich strenggläubige Familienministerin etwas bei Koogle  abgucken. Eine „saubere“ Suchmaschine, das nur  einwandfreie Suchergebnisse liefert, finanziert aus dem Budget des Ministeriums. Wir könnten das Ding vielleicht „Layla“ nennen. Hört sich irgendwie nach Putzmittel an: Zwingt Kinderporno raus und christliche Werte rein. Außerdem klingt es netter als „Zensursula“, finden Sie nicht?

Aber es gibt ja noch andere, die dringend ins Suchmaschinengeschäft einsteigen sollten. Der Vatikan zu Beispiel. Auf „kathoogle.com“ fände man nichts über Abtreibung, Familienplanung oder Arianismus. Die Mullahs in Teheran könnten ja mit „ajatoollah.com“ kontern, vielleicht noch mit einer speziellen Ausgabe für weibliche Internet-User im Sehschlitz-Format. Nur China muss nichts tun. Das besorgen schon Google und Yahoo selbst. Sie heissen dort „baidu.com“ beziehungsweise „yisou.com“ und sind nicht nur sauber, sondern rein – rein von allem, was den Machthabern in Bejing missfallen könnte.

5 Antworten

  1. Was für ein Aufwand! Aber wieso nicht – das kann man sicher auch auf andere Themen ausweiten.

    Racebook.com – man findet nur Einträge von Leuten derselben Rasse. Gesponsort von allen möglichen Parteien, die in Deutschland verboten sind.

    Fyou-shuibe.com – für jedes dunkle Pixel wird ein helles dazugefügt, um Yin und Yang auszugleichen

    Iih-bäh.de – Auktionsplattform nur für garantiert eklige Sachen

    Ama-Zen.org – nur Bücher, die sich mit der Frage beschäftigen, ob in zugeklappten Büchern dasselbe steht wie in aufgeklappten Büchern mit derselben ISBN-Nummer. Achtung: Noch sehr überschaubares Angebot.

    Google-Traps.com – wie Google-Maps, nur werden Restaurants mit unverschämten Preisen ausgeblendet (nur im Premium Mode)

    images.Gxxxgle.com – Bilder von Bekleideten werden unterdrückt

    Gleich Investoren suchen, das riecht ja mächtig nach Web 3.0beta

    😉

  2. mhmmm … mal im ernst: das ist eine sauber gemachte und für orthodoxe juden sicherlich sinnvolle seite. nicht weil sie dinge „blockiert“, sondern weil sie recht übersichtlich auf einrichtungen mit koscheren angeboten verweist und damit gläubigen die einhaltung ihrer regeln erleichtert. ein findeverbot für nicht-gläubige ist damit nicht verbunden.

    mal abgesehen davon, dass man bei der englischsprachigen suche nach DOORS keine schallplattenläden findet, habe ich nichts gegen koogle einzuwenden … auf walfleisch, das ja schuppenlos und damit „tame“ ist, kann man verzichten. ich habs probiert!

  3. @michael kausch – nö, keine Plattenläden, und koschere Bookstores gibt’s auch keine, und wenn ich herausfinden will, ob mein Buch über die Doors koscher ist, komm ich auch nicht weiter. Da bleibt mal wieder nur der Rat: Selber atmen! (Im Ernst: Walfleisch? Haben Sie jemals „Moby Dick“ gelesen? Und hat’s Ihnen geschmeckt? Das Fleisch? Das Buch?)

  4. @hans: ich habe in der tat schon vor ein paar jahren moby dick mit großem genuss gelesen (und natürlich gesehen: gregory peck – phantastisch!) und vor ein paar tagen mit weniger genuss gegessen. das war auf island. meine erfahrung: wal ist nussiger als aischgründer karpfen. und größer. ich hab meinen gar nicht geschafft …

  5. Größer als Aischgründer Karpfen? Na, mit dem Vergleich kann ich als Franke was anfangen. Hab mich schon immer gewundert, weshalb Gregory Peck so ein Gewese um das Vieh gemacht hat.

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