Achtung: Am 08.04. ergänzt um die kursiven Teile
Josh Alcorn war vielleicht nicht unbedingt der Sohn, den sich eine christlich-religiöse Familie in den USA wünscht… Josh Alcorn war nämlich überhaupt kein Sohn. Jedenfalls fühlte er sich nicht so. Josh war Transgender, nannte sich Leelah und musste erleben, was es heißt, wenn die eigenen Eltern in ihrem religiösen Wahn ihr Kind nicht so annehmen, wie es ist…
Statt ihr Kind zu unterstützen, wurde es von den Eltern mit christlichem Fundamentalismus in den Selbstmord getrieben. Kurz vor Silvester 2014 hat sich Leelah vor einen Sattelschlepper geworfen. Es war ein öffentlicher Tod. Denn Leelah hat ihr Leben und ihre Gefühle auf Tumblr veröffentlicht. Und auch über ihren Selbstmord hat sie dort gschrieben… posthum. Es ist ein langer, bewegender Abschiedsbrief, den die 17jährige dort hinterlassen hat, formuliert und so programmiert, dass er erst einige Stunden nach ihrem Tod im Netz veröffentlicht wurde. Screenshots dieses Briefes haben mittlerweile den Sprung zu Facebook und Twitter geschafft. Das Original allerdings ist nicht mehr zu finden. Wie die, die die Screenshots immer weiter streuen, mitteilen, haben Leelahs Eltern den Twitter Account gelöscht und versuchen nach Leibeskräften, die weitere Verbreitung dieses Textes zu verhindern… ein hoffnungsloser Kampf angesichts der viralen Kraft, die das Internet hat.
Das Internet vergisst nichts, das Internet verliert nichts… zumindest nicht, so lange die Nutzer intensiv dafür sorgen, dass das nicht passiert. Das gilt auch für Leelah Alcorn: Ein Memorial spiegelt die gelöschte Seite, Tumblr-, Twitter- und Facebooknutzer werden nicht müde, nicht nur Fotos von Leelah immer wieder zu verbreiten, sondern auch der Abschiedsbrief bleibt erhalten. Aus vielen Bildern von Leelahs Accounts wurden kleine Grafiken angefertigt… Kampfansagen für Menschlichkeit, und Toleranz, rechtliche Gleichstellung aller, entstanden aus Wut, Trauer und Empörung:
Längst ist Leelah Alcorn zu einer Symbolfigur geworden… mit allem, was dazu gehört, inklusive Fan-Shirt:
Ihr Tod hat die Transgenderdiskussion enorm in Schwung gebracht, amerikanische und auch deutsche Medien berichteten im Januar darüber.. von Time bis zur Süddeutschen.
Die Eltern allerdings scheinen aus dem Tod nichts gelernt zu haben… Beerdigt wurde Leelah laut zahlreicher Tweets und Tumbls Notizen im Anzug und nicht im Kleid, auf ihrem Grabstein steht Josh und nicht ihr weiblicher Name, ihre Mutter hat den Tod ihres Kindes auf Facebook kommentiert, ein Kommentar, der mittlerweile zwar auch wieder verschwunden ist, aber wie nicht anders zu erwarten war, als Screenshot nach wie vor im Netz herumgereicht wird:
Kommentare auf den öffentlichen Auftritt von Carla Wood Alcorn blieben nicht aus… auch von Prominenten.
Mittlerweile, wie hier im Nachtrag geschrieben, hat das Thema höchste politische Kreise in den USA erreicht.
Es folgt der Abschiedsbrief, wie er derzeit im Netz kursiert, in voller Länge: