Leelah Alcorn – Ein Nachtrag

Selten hat ein Beitrag, den ich auf diesem Blog geschrieben habe, so viel Resonanz und direkte „digitale Gespräche“ hervorgerufen wie der Beitrag über den Transgender-Teenager Leelah Alcorn. Mehrfach habe ich den Link zum Beitrag bei Twitter platziert und um Retweets gebeten, es gab – und das war neu für mich – reichlich direkte Reaktionen und Rückfragen, überwiegend per Direktnachricht. Den Beitrag vom 07.04. habe ich tags drauf noch einmal deutlich erweitert und aktualisiert, offenstichtlich war weiterer Informationsbedarf.leelah_alcorn_kym
Erstaunlich daran ist, dass der Selbstmord, der fast vier Monate her ist, in den US-Medien zu breiten medial beachteten Diskussionen über Transgender und „Umerziehung“ führte, aber der Fall hier in Deutschland fast überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurde, bzw. kaum irgendjemand etwas darüber weiß…  Mitte Januar berichteten nahezu alle größeren deutschen Zeitungsportale darüber als Randnotiz, als nämlich die virale Verbreitung durch die sozialen Netzwerke im vollen Gange war.
Dass ich für Czyslansky das Thema auch erst Anfang April auf dem Radar hatte, zeigt einmal mehr, dass es eigentlich nicht der Selbstmord war, der mich letztlich hat aufhorchen lassen. Es war die ganze Einbettung desselben in die digitale Welt… perfekt gemacht und bestens ggeignet als Fallstudie für die virale Kraft sozialer Medien: Der posthum veröffentlichte Abschiedsbrief, der so programmiert war, dass er erst nach dem Tod Leelahs im Netz auftauchte, die rasante Verbreitung und Löschung durch die Eltern, die erst recht für die Verbreitung der Screenshots gesorgt hat. Das war sicherlich weder so geplant oder durchinszeniert. Aber es beweist, dass Leelah Alcorn das Internet verstanden hatte…

Mittlerweile hat das Thema in den USA erheblich an Bedeutung gewonnen, verursacht durch die direkt an das Weiße Haus gerichtete Petition Enact Leelah’s Law to Ban All LGBTQ+ Conversion Therapy, also die Aufforderung, jegliche Umerziehungs-Therapien für LGBTQ Menschen zu verbieten. (LGBTQ steht dabei für die im englischen Sprachraum übliche Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender, näheres bitte bei Wikipedia nachlesen). Der kurze Name für diese Petition ist: Leelah’s Law.

Nun hat sich nicht nur Valerie Jarrett, Beraterin von US Präsident Obama direkt zu dieser Petition geäußert, wie man unter der Petition nachlesen kann. In der vergangenen Woche hat der US Vizepräsident Joe Biden ebenfalls ein Statement abgeben… und zwar unmittelbar zu den Leuten, die das Thema unter dem Hash-Tag #LeelahsLaw diskutieren auf Twitter:

LLawScreenshots dieses Tweets zirkulieren auch in anderen sozialen Medien. Und auch Valerie Jarrett ist nicht untätig und demonstriert weiter die Aktivitäten der Obama-Regierung zu Leelah’s Law auf Tumblr, Twitter und Youtube. Leelah Alcorn - Ein NachtragWieder zeigen die sozialen Netzwerke ihren meilenweiten Vorsprung vort den „klassischen Medien“, wieder einmal beweist sich, wie klug es von der Obama Regierung ist, ihre Botschaften  da zu platzieren, wo die Empfänger Neuigkeiten aufnehmen.

Hier das Yoututbe-Video:


Leelahs Abschiedsbrief endete übrigens mit den Sätzen: My death needs to be counted in the number of transgender people who commit suicide this year. I want someone to look at that numer and say „that fucked up“ and fix it. Fix society. Please. Vielleicht wäre mit einem solchen Gesetz ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan.

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