41% Preisnachlass gewährt mir, so kündigt ein Newsletter an, den ich gestern in der Post habe, ein Online-Versender auf alle Spielzeuge. Damit wir uns richtig verstehen: Es geht um Kinderspielzeug. Das brauche ich zwar nicht, aber ich nehme die Empfehlung trotzdem zur Kenntnis. Vor allem wegen des angehängten Beisatzes: Frühzeitig an Weihnachten denken.
Es ist allerdings  nicht so, dass dieser Hinweis notwendig wäre. Seit Wochen tue ich nichts anderes: Spätestens seit Ferienende erfreue ich mich an Spekulatius, Lebkuchen und Dominio-Steinen im Lebensmittelhandel. Gekauft habe ich sie noch nicht, aber gesehen natürlich schon. Und schon da geht mir das Herz auf. Einer beckenbauer’schen Irritation, die längst schon zum geflügelten Wort geworden ist, bedarf es nicht. „Ja ist denn scho‘ wieder Weihnachten?“.
Nein, ist es nicht, es dauert auch noch. Aber man will ja in diesem Jahr erstmals (also letztlich  wie immer) nicht plötzlich in Stress verfallen und sich endlich mal frühzeitig vorbereiten. Seit Wochen diskutieren wir in der Familie, wie die Weihnachtskarte 2013 aussehen wird. Gleiches gilt für die Firmenweihnachtskarte. Auch hier werden seit geraumer Zeit Konzepte und Lay-Outs erörtert.
Im Familienkreis gilt – was das Bewerfen des Weihnachtsbaums mit Schmuck betrifft – ein strenges Rotationsprinzip, strenger und dogmatischer bewacht und durchgeführt, als es jemals bei den Grünen in der Hochphase der selbstverordneten Regelkonformiät umgesetzt wurde. Nur einer von uns schmückt den Baum: Und der darf komplett und allein entscheiden, ob es eine knallig bunte Dekoration wird, ob einzelne Farben dominieren, ob Strohsterne angehängt werden oder nicht.
Das schafft natürlich nicht nur kolossale Abwechslung im weihnachtlichen Baum-Dekor, sondern auch Umsatz im Handel. Es reicht ja nicht, auf dem Dachspeicher mehrere große Curver-Boxen mit Dekorationsmaterial zur Verfügung zu haben. Ist es der Wunsch, den Baum in einem Jahr z.B. blau und silber zu schmücken, dann muss man ggf. etwas nachkaufen. Sind im Jahr drauf die Modefarben braun und gold, dann ziehen wir wieder los.
Schön, dass der Handel uns dabei frühzeitig zur Seite steht.
In den vergangenen Tagen besuchte ich den von mir absolut favorisierten Baumarkt mit der Biberwerbung, in dem sich so herrliche Geschichten erleben lassen. Auch dort weihnachtet es mit aller Macht. Das mutet umso bizarrer an, als es am vergangenen Samstag zumindest in unserer Region noch einmal sommerlich warm war. Das Thermometer zeigte über 20 Grad,  Kunden in T-Shirts (leider auch Tanktops), Shorts und Sandalen schlendern in bester Florida-Manier durch die Einkaufszentren und eben auch durch Obi.
Das sieht schon etwas gewöhnungsbedürftig aus, wenn sie dann an dieser Abteilung entlang kommen. Betreten hat sie – zumindest am Samstag – niemand. Krippenfiguren, kerzentragende Engelchen, Kugeln, Kunstschnee, Plastiknikoläuse usw. waren vielleicht doch noch nicht so angesagt. Dabei ist in 74 Tagen Weihnachten.
Leute: Es wird Zeit, sich mit dem Nötigsten einzudecken, um 2013 bei der weihnachtlichen Dekoschlacht nicht wieder zweiter Sieger zu sein. Heuer wird aufgerüstet. Und der Baum wird durchgestylt, dass er jedem Weihnachtsbaum bei Harrods oder Selfridges Konkurrenz machen kann – von dem Christmas Tree am Rockefeller Center in New York mal ganz zu schweigen.
Höchste Eile ist angesagt, sonst gibt’s am Ende nichts mehr. Denn bei dem Timing des Handels dürfte spätestens Anfang Dezember das Faschingszeug dekoriert werden. Der Gesetzgeber verbietet ja leider, dass Silvesterknaller rechtzeitig in den Regalen liegen.
Welch ein Stress, und das jetzt schon. Dabei hat die verzweifelte Suche nach Geschenken noch gar nicht begonnen. Es nützt mir halt nichts, wenn ich gerade 41% auf Kinderspielzeug bekomme…

Sorry, ich muss hier abbrechen und endlich anfangen, die anderen Online-Shops abzuklappern. Mir fehlt die Zeit, noch weiter ins Deteil zu gehen.
Gut, wenn der ganze Zinnober bald wieder vorbei ist. Heute in 11 Wochen ist bereits der Zweite Weihnachtsfeiertag. Spätestens dann kann der Baum raus auf den Müll.

 

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