Czyslansky liest

Ich liebe Bücher. Und ich lese sie noch immer ausschließlich in gedruckter Form, also tote Bäume. Und ab und an schreibe ich über Gelesenes. Heraus kommen dabei selten klassische Buchbesprechungen, eher schon kleine Erfahrungs- oder besser Erlesungsberichte. Wer sich für den Inhalt der Bücher interessiert, der muss diese schon selbst lesen. Walter Benjamin meinte einmal, echte Polemik nehme sich ein Buch so vor, wie ein Kannibale sich einen Säugling vornehme. Eben mit liebevoller Zuneigung. So nähere ich mich jedem neuen Buch. Lüstern schmatzend. 

Vor einiger Zeit habe ich einmal in hundert aufeinander folgenden Tagen 100 Bücher von 100 Autoren auf Facebook und Instagram vorgestellt. Die dabei entstandenen kleinen Texte habe ich auf Czyslansky zu „Literarischen Quintetten“ zusammengefasst.

Noch ein Tipp: Bücher gibt es in allen guten Buchhandlungen. Und wenn es bei Euch vor Ort keine Buchhandlung mehr gibt, dann kann man fast alle hier besprochenen Werke beim sozialen Buchhandel buch7 online bestellen. Der ist fair und von jeder Bestellung wird  ein kleiner Anteil für einen sozialen Zweck abgeführt. Man muss wirklich nicht bei Jeff kaufen …

Aktuelle Beiträge

"Ein Drama für Jack Taylor"

Buchbetrinkung: Ken Bruen, Harry Rowohlt: „Ein Drama für Jack Taylor“

„Ein Drama für Jack Taylor“ war nun der zweite Band der von Harry Rowohlt geschriebenen Detektivgeschichtenreihe über Jack Taylor, die angeblich ein Ken Bruen sich hat einfallen lassen. „Übersetzt von Harry Rowohlt“ steht auf dem Einband. „Übersetzt“ … so ein Unfug. Wenn man die Bändchen liest, hockt einem Harry livehaftig wie Jameson der Satanische gegenüber und liest heiteren Gemüts vor. Sei’s drum. Wobei „Ein Drama für Jack Taylor“ völlig aus der Reihe fällt. Schon weil Jack das ganze Buch hindurch nichts trinkt und auch nichts raucht. Es handelt sich um einen Entziehungroman mit den erwartbaren Nebenwirkungen. Der Plot ist noch wirrer, als zu erwarten gewesen wäre, wäre der Normalpegel eingehalten worden. Laut Klappentext geht es um einen Mord an zwei Studentinnen, unter deren Leichnams Bücher des irischen Klassikers Synge deponiert wurden. Tatsächlich klärt Jack Taylor zwar die Morde auf, was aber noch lange nicht bedeutet, dass es auf den gut

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Die Schule der Trunkenheit

Die Schule der Trunkenheit – ein Leerbuch, äh … Lehrbuch

„Die Schule der Trunkenheit“ ist nun wirklich nicht mein erstes Buch aus dem Verbrecher-Verlag. Aber ich habe, so glaube ich zumindest, noch nie ein Buch aus dessen Programm besprochen. Was für ein Verbrechen.  Schließlich verlegt der Verlag wirklich Hochprozentiges. Antifaschistisches, Literarisches, Ozeanisches. Folget dem Link, es lohnt sich. Die „Schule der Trunkenheit“ gehört neben den Shell Autoatlas, und sonst nirgendwohin „Die Schule der Trunkenheit“ lohnt sich allemal. „Welche Spirituose kurvte im Glas von Willy Brandt und was trug diese zur Entspannung zwischen Ost und West bei? Warum gefährdete ein katholischer Geheimbund die Brandy-Produktion?“ Wer die Antwort auf solche Fragen sucht, der trinkt nicht aus Sucht, sondern weil er weiß, dass die Antwort auf die Frage aller Fragen nicht 42 lautet, sondern 40. Und zwar exakt 40, weil 40 Prozent der Alkoholgehalt ist, den der Erfinder des Periodensystems der Elemente Dmitri Iwanowitsch Mendelejew 1894 als russischen Standard definierte, weil so der

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Literarisches Quintett

Literarisches Quintett X: Politisches: Mühsam – Chirbes – Bazyar – Pryce – Zahl

Vor rund zwei Jahren habe ich auf meiner Facebook-Seite Michael Kausch schreibt in 100 Tagen 100 Bücher von 100 Autoren vorgestellt. Nach und nach fasse ich hier auf Czyslansky diese kleinen Vorstellung – Besprechungen sind es eigentlich nicht – in Quintetts zusammen. Das Quintett Nummer IX erschein schon im Februar. es wird also mal wieder Zeit … Heute stelle ich Bücher von fünf politischen Autor*innen vor: Erich Mühsam: Judas „An starken Anarchisten bräucht mer halt“ war ein beliebter Satz an bayerischen Stammtischen zu später Stunde, als studentische Kneipen noch geöffnet hatten und billiger Rotwein und edler Augustiner Stoff noch in breiten Urströmen floss. Und in den siebziger und frühen achtziger Jahren fiel dann immer wieder ein Name: „So einen wie den Mühsam Erich“. Sehr verbreitet freilich waren dessen Schriften nie. Abgesehen vielleicht von seinem Lampenputzer-Gedicht. Das kannte jeder: „War einmal ein Revoluzzer im Zivilstand Lampenputzer; ging im Revoluzzerschritt mit den

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Urs Widmer

Wiederentdeckt: Urs Widmer: Die gestohlene Schöpfung

Manchmal entdeckt man in den Untiefen des Bücherregals kleine Schätze, die man längst vergessen hat. Bücher, die sich irgendwann weggeduckt haben. In der zweiten Reihe versteckt. Hinter irgendein zeitgeistiges und zweitklassiges lautprahlerisches junges Ding. Sie wollen einem gestohlen bleiben. Nur um einen eines Tages plötzlich wieder auf die Füße zu fallen.  So geschehen mit Urs Widmers „Die gestohlene Schöpfung“. Dabei stehen die anderen Ursianika eigentlich drei Reihen tiefer unter „W“ und belegen dort einen knappen dreiviertel Meter des knappen Raumes. Denn ich schätze Widmer sehr, seine überbordende Phantasie, seinen schrägen Humor, seine Galligkeit und Schärfe. „Der Kongreß der Paläolepidopterologen“ – was für ein begnadeter Irrsinn. „Der Geliebte der Mutter“, was für eine feinsinnig-brutale Abrechnung. Nun habe ich also „Die gestohlene Schöpfung“ wiederentdeckt. 38 Jahre nach seiner Schöpfung. Und ich habe eine ganz besondere Ausgabe in meinem Regal entdeckt: ein persönliches Vorausexemplar, von Urs Widmer persönlich signiert. Quasi eine Ersterstausgabe. Es

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Jack Taylor

„Er lenzte die letzte der Pints“. Ein Grabstein für Jack Taylor. Eine Buchempfehlung.

„Freiheit und Whisky gehören zusammen.“ Robert Burns „Er lenzte die letzte der pints“. Ein Roman, der mit diesen Worten beginnt, kann nicht völlig verderbt sein. Andererseits ist klar, dass es sich nicht um ein Werk von Thomas Mann handelt. Bei dem lenzt nichts. Und wenn einer pints lenzt, dann lenzt er wohl im angloamerikanischen Raum, vermutlich in einem irischen Pub. Und wenn er kongenial versoffen übersetzt wurde, dann wurde er eben nicht übersetzt, sondern nachgeschrieben. Und dann hat dies kein weniger Geringwürdiger als Harry Rowohlt getan. Und so ist es auch. Die Rede ist von Privatermittler Jack Taylor, einer Kopfgeburt des studierten Metyphysikers Ken Bruen. Meine Zeche, ist das eine wilde Lektüre. Wie sowas über Jahre, nein Jahrzehnte an mir ungelesen vorübergehen konnte ist mir ein Rätsel. Letztes Jahr hat mir jemand, dessen Name ich völlig zu Unrecht vergessen habe, den Tipp zugesteckt, ich solle, nein MÜSSE, Jack Taylor lesen

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Michael KauschCzyslansky wurde 2008 von Sebastian von Bomhard, Alexander Broy, Tim Cole, Alexander Holl, Michael Kausch, Hans Pfitzinger, Lutz Prauser, Ossi Urchs und Christoph Witte als gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Seit 2017 führt Michael Kausch das Blog alleine weiter.

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