Die SAP hat Anfang November angekündigt, die Gebühren für den Standardsupport zu erhöhen. Je länger die aktuellen Verträge laufen, desto höher fallen die Preisaufschläge aus, die die Walldorfer analog des sogenannten Lohnkostenindex des statistischen Bundesamtes berechnen wollen (CW berichtete). Deshalb kann es durchaus sein, dass ein Anwender, dessen Vertrag sei 2002 unverändert läuft, so viel mehr zahlen muss, wie sich die Löhne in Deutschland entwickelt haben. Berechnungen in anderen Medien gehen davon aus, dass Unternehmen im Extremfall statt 17 Prozent künftig 20,7 Prozent vom Lizenzpreis jährlich an die SAP überweisen müssen.
Wie viele Kunden genau mit welchen Aufschlägen zu rechnen haben, steht noch nicht fest. Sicher ist dagegen, dass die SAP bei den Supportpreisen nicht locker lässt und nicht locker lassen wird. Dafür ist der Support viel zu lukrativ und eine einfach zu bedienende Umsatzpumpe. Die SAP hat im dritten Quartal dieses Geschäftjahres bei einem Gesamtumsatz von 2,508 Milliarden Euro Supporteinnahmen von 1,333 Milliarden Euro realisiert. Das ist mehr als die Hälfte des Gesamtgeschäfts! In der Quartalsbilanz fallen nur zwei Posten mit positiver Entwicklung auf, das Subskriptionsgeschäft mit einem Plus von 25 Prozent und die Supporterlöse mit plus 14 Prozent.
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren erhöht SAP den Umsatz und dank der hohen Marge dieses Geschäftes den Gewinn des Konzerns gleich mit: Höhere Preise im Support kosten nämlich weder zusätzliche Vertriebsanstrengungen, noch mehr Aufwände in F&E oder Investitionen in die Softwareentwicklung. Welcher Kaufmann könnte da widerstehen, wenn es so leicht ist, an der Schraube zu drehen – vor allem weil die Kunden einem ja nicht einfach den Rücken kehren können. Dank sei dem Login das ein millionenhohes Investment in Software mit sich bringt.
Trotzdem haben sich die Anwender im vergangenen Jahr erstmals erfolgreich gegen die willkürliche Erhöhung der Supportkosten gewehrt. Auch dieses Mal sollten sie den Versuch der SAP stoppen, Anwender in ohnehin wirtschaftlich harten Zeiten als Milchkuh zu missbrauchen. Die ein Möglichkeit des Protestes geht über die Anwendervereinigungen, der andere Weg ist indivudeller: Einen harten Konsolidierungskurs fahren und die überflüssigen SAP-Lizenzen auf dem Gebrauchtmarkt verkaufen. Anwender sollten beide Wege fleißig nutzen.