Natürlich habe ich auch eine – eine Goldene Schallplatte: „The Voyager Golden Record Vinyl Box Set„.
Die edle Box enthält die Botschaft der Erdlinge, die die NASA vor mehr als 40 Jahren ins All schoss:
Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1977. Dies sind die Abenteuer der Raumsonde Voyager, die mit ihrer Golden Record viele Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Voyager in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
Rock und Barock, Klassik und Pop, Gesprochenes und Gemaltes wurde vor 44 Jahren auf eine vergoldete Scheibe gepresst und mit zwei Voyager Sonden ins All geschossen. In 55 Sprachen grüßt die Menschheit fremde intelligentere Wesen, die eines fernen Tages die wertvollen Schallplatten bergen und entziffern mögen.
Erdenklänge verzaubern auf der Voyager Golden Record
In einer kunterbunten Klang-Collage wurden unter anderem Vogelgezwitscher, Babyschreie und ein schmatzender Kuss verewigt. Nach einer Rede des damaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim (muss man nicht hören) singen Wale (muss man hören) höchst polyphon. Und nicht zuletzt sollen hochwertige Konzertaufnahmen den fremden Intelligenzen einen Eindruck vom menschlichen Kultur- und Musik-Schaffen vermitteln:
Von Bach gibt es das Allegro aus dem zweiten Brandenburgischen Konzert (Karl Richter mit dem Münchner Bach Orchester), das Violin-Solo in E-Dur BWV 1006 (Arthur Grumians) und das Präludium mit Fuge in C-moll aus dem Wohltemperierten Klavier (vom Murmeltier Glenn Gould) zu hören. Wolfgang Sawalisch dirigiert vor Orchester und Chor der Bayerischen Staatsoper Mozarts Zauberflöte, Otto Klemperer und das Budapester Streichquartett geben Beethoven. Aber auch Louis (nicht Neil !) Armstrong bläst den Melancholy Blues, Chuck Berry fetzt Johnny B. Good und der sagenhafte Blind Willie Johnson gibt mit erdiger Stimme den Blues „Dark was the night, cold was the ground“.
Nicht zuletzt sorgen Volksmusiker aus allen Kontinenten dafür, dass den Außerirdischen das Bild eines ständig singenden und musizierenden Erdenvolkes nahe gebracht wird. Wenn sie dann noch die mehr als 100 schönen Fotografien bewundern, die ebenfalls auf der Platte verewigt sind, werden sie vermutlich den nächsten Trip zur Erde, Sonnensystem Sol, mittlere Milchstraße im großen Reisebüro am Ende des Universums voller Freude buchen: Menschen beim Hütten- und Hausbau, zeitgenössische Architektur von New York bis zum Opernhaus in Sydney, moderne Technologien von der Eisenbahn über die Medizin- und Satellitentechnik bis zur Weltraumfahrt, glückliche Menschen bei der Arbeit, beim Musizieren, bei Sport und Tanz vermitteln ein Bild einer friedvollen und glücklichen Erdengemeinschaft.
Die Voyager Golden Record – Erdnuss-Jimmy ging zum Regenbogen
1977, das war aber auch ein Jahr mit Rassenunruhen in Rhodesien (heute Zimbabwe) und Südafrika, Krieg in Somalia und Äthiopien, sozialen Unruhen in New York und einer verheerenden Ölpest in der Nordsee. Der damalige US-Präsident Jimmy Carter legte der Golden Record trotz allem ein hoffnungsvolles Grußwort bei: „We human beings are still divided into nation states, but these states are rapidly becoming a single global civilization.“ Aber so waren die 70iger Jahre: voller Hoffnung und Zukunftsvertrauen – geprägt auch von der Freude auf Kontakt zu fremden Zivilisationen.
Einen Teil dieser Freude konnte man sich vor ein paar Jahren ins Haus und auf den Plattenteller holen – in Form aufregender Musik und spannender Einblicke in fremde Kulturen unseres Heimatplaneten. Die Box enthält
- alle Tonaufnahmen der Voyager Golden Record auf drei Vinyl-Platten
- Zugangsdaten für einen Download der Audio-Inhalte (MP3 oder FLAC)
- ein 96seitiges englisches Softcover-Buch mit Hintergrundinformationen und allen Bildern der Voyager Golden Record
- einen wertigen Reprint der Voyager Golden Record auf Archivpapier
- eine Plattenteller-Matte
Die Box kostete mal 100 Euro. Heute ist sie längst vergriffen und absolut neuwertige Boxen – so wie meine 😉 – werden zwischen 250 und 400 Euro gehandelt. Als Geldanlage fast so gut wie Immobilien in Kreuberg.
Die Erde werden ihre glubschäugigen Empfänger so wenig verstehen wie das Weltall. Aber das muss vielleicht auch gar nicht sein. Wie sagte Woody Allan einst so treffend: „Mich erstaunen Leute, die das Universum begreifen wollen, wo es schwierig genug ist, in Chinatown zurechtzukommen.“ Und wer bitte versteht Schostakovitch? Eben.
2 Antworten
Schön, einmal wieder auf dieses Unternehmen und die optimistische Weltsicht hinzuweisen, die sich damit verband. Ein bisschen von dieser Aufbruchsstimmung könnte uns heute sicher nicht schaden. Und die in Carters Statement: „…but these states are rapidly becoming a single global civilization“ beschriebene Entwicklung ist trotz der rückwärts gewandten Strömungen, die gern wieder ihre abgeschotteten Nationalstaaten zurück hätten, nicht aufzuhalten.
Dennoch wissen wir natürlich heute, dass die Globalisierung ihre Licht- und Schattenseiten hat.
Als Nichtbesitzer eines dieser elektro-mechanischen Wunderwerke wüsste ich allerdings gern, ob die Inhalte der Voyager-Platten irgendwo auch auf schnödem digitalen Wege zugänglich sind.
Einige Inhalte (Bilder und Sounds) gibt es tatsächlich kostenlos auf der Projektseite der NASA kostenlos zum Download: https://voyager.jpl.nasa.gov. Das ist ohnehin eine empfehlenswerte Informationsquelle zum Voyager-Projekt. Man kann die Sonde dort „begleiten“ und erfährt zum Beispiel die aktuelle Entfernung von der Erde und die Geschwindigkeit. Die kompletten Audio-Dateien mit Musik findet man gelegentlich auch auf CD gebraucht im Handel.