seit berlin hauptstadt ist, verkriecht sich münchen ins jammertal. die guten filme werden schon lange nicht mehr hier gedreht, sondern in berlin. fassbinder und dietl sind tot, achternbusch und kluge drehen kaum noch. theater-innovationen, große musik, kleine jazz-kneipen, uraufführungs-kinos – alles gibt es in berlin, immer weniger gibt es in münchen. ok, abgesehen von einem vernünftigen flughafen. und abgesehen von augustiner. und schlemmermeyer. und dem isarflimmern.

aber wo liegt deutschlands startup-metropole? wo ist der innovationsnabel des landes? kurz vor polen? kurz vor österreich?

deutschlands gründerzentrum, das war im letzten jahrtausend münchen. 1992 saß ich beim abendessen mit borland gründer philipp kahn und schlug ihm vor, seine deutschlandzentrale nach berlin zu verlegen. ja, ich bin ein verräter und berlin-fan, kein fcb-mitglied und auch nicht in der hiesigen gesellschaft der wagnerianer. aber es wurde eh nix draus. er war gerade dabei die entwicklung eines eigenen office-pakets einzustampfen. und noch eine verelendende bankrott-firma war so ziemlich das letzte, auf das berlin damals gewartet hat.

heute residiert jedes dritte deutsche startup an der spree, in der isar kühlen gerade noch 11 prozent ihr augustiner. wir isarindianer wurden abgehängt. abgehängt?

nicht wirklich: emma tracey versucht mit ihrer munich tech map das gegenteil zu beweisen. und sie hat gute und anschauliche argumente:

„while berlin is the capital of germany, munich is its economic heartland. the bavarian capital has the highest purchasing power of any german city and many of large german companies are headquartered here, including global corporations such as allianz, bmw, man, munich re, and siemens.“

im folgenden zeigt sie auf, dass münchen ein interessantes pflaster für alle startups ist, die nah an den relevanten märkten agieren wollen (und können), die geld verdienen wollen, und nicht verbrennen. rund 200 wichtige technologie-unternehmen und entrepreneure verortet sie in münchen und listet sie gewissenhaft in einer kopie des streckenplans des mvv auf:

München Tech Map 2017
Honeypot’s München Tech Map 2017 (Quelle: http://blog.honeypot.io/munich-tech-map/.

und sie hat beileibe nicht alle erfasst. da kenne ich doch noch einige relevante feine unternehmen.
wichtiger aber sind die vorteile, die die autorin für startups in münchen sieht: die nähe zu großen anwendungsunternehmen aus starken und zukunftsträchtigen branchen:

und sie zitiert jonas girardet, cto und gründer von proglove, der giesinger vr-schmiede (ja, das ist unweit des sechzger stadions, da flieht man gerne in virtuelle realitäten ):

„i think the last years there has been a shift in thinking on high management levels about how to speed up the innovation process. now large companies really want to work with startups, especially here in munich where there is a technology hub provided by the network of startups, universities and corporates.“

 

isarflimmern
münchner isarflimmern

der beitrag von emma tracey tut der bayerischen seele gut. man möchte sagen: „spatzl, a bissel was geht immer bei den startups an der isar“. aber das alles darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die rahmenbedingungen für gründer in münchen so gut auch wieder nicht sind:

aber es gibt auch hoffnung:

jedenfalls gibt es keinen grund mit einem augustiner in der hand rumzujammern. münchen ist die metropole der startups, die nah an den märkten siedeln. gut so. jetzt müssen das nur die medien und influencer, die münchen so gerne totschreiben auch noch merken.
emma tracey lebt übrigens als journalistin und tech-bloggerin in … äh … berlin. ihr artikel ist aber trotzdem unbedingt lesenswert, nicht nur für münchen, investoren und gründer:
munich tech map

 

 

2 Antworten

  1. Wir würden für unser Start-Up gerne Büroflächen mieten. Daher ist es gut zu wissen, dass wir uns eher nach München orientieren sollten. Zumindest falls die Mietpreise es erlauben!

  2. Ein Freund und ich planen auch ein Start-up zu gründen. Dafür wollen wir natürlich auch in der richtigen Location ein Büro mieten. Gut zu wissen, dass jedes dritte deutsche Start-up an der Spree sein Zuhause hat.

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