Czyslansky hört
Eigentlich begann alles mit den farbigen Tasten einer Clarina im zarten Alter von vielleicht vier oder fünf Jahren. Dann kam eine Melodica und eine kleine mit einem Gebläse betriebe Heimorgel. Als Jugendlicher dilettierte ich dann einige Zeit als Keyboarder in einer Band, bis ich merkte, dass die Gitarristen bei den Mädchen ehreblich mehr Erfolg hatten. Die paar Griffe für Neil Young und Bob Dylan hatte ich dann schnell drauf und für ein bisschen Fingerpicking und diverse Blues Harpes reichte es auch noch. Und als sich andere im fünfzigsten Lebensjahr ihre breit gewordenen Hüften auf eine Harley schwangen setzte ich ein Saxophon an.
Aber mal ganz ehrlich: über gepflegten Hausmusik-Standard hinaus hab ich es bei keinem Instrument geschafft. Als Plattenspieler verfüge ich aber über umfangreiche Erfahrungen. Ich bin Vinylist seit vielen Jahrzehnten. Und so geht es hier nciht nur um Musik, sondern auch um deren Wiedergabe, also um Hifi und High End.
Die achte Plattenkiste
„Vinyl“ leitet sich ab vom lateinischen „vinum“ = Wein. Und manchmal ist Musik zum Weinen schön. Etwa meine kleine aber feine Requien-Sammlung. Eine Platte aus diesem Regal stelle ich heute vor: das Requiem von Verdi. Und damit wir vor lauter Rührseeligkeit nciht in Tränen ersaufen gibt es danach etwas zum Abtanzen: das Buconvina Club Orkesta mit einer Aufnahme aus Sankt Pauli. Und ebendort haben die Beatles mal ein Lied gecovert, das von einem der größten Blues-Musiker aller Zeiten geschrieben wurde, von Blind Lemon Jeffeson. Der Blues war ja eine der Quellen von R&B und so hören wir danach glatt geschliffenen Mainstream-Kaufhaus-Rokk aus der Herrenunterwäsche-Abteilung von Uriah Heep, ehe wir uns über King Crimson wieder intellektuell anspruchsvolleren Tönen widmen und uns der Jazz-Abteilung vom Kaufhaus Beck am Rathauseck nähern. Es endet dann mit einem Österreicher: Joe Zawinul. Nichts dabei für Euch? Kann eigentlich nicht sein.
Seven up. Die siebte Plattenkiste
30 Schallplatten aus sechs Plattenkisten habe ich in den letzten Wochen hier schon vorgestellt. Immer fünf Scheiben in einer Kiste. Hier hat sich so viel angesammelt, dass ich überlege die Schlagzahl zu erhöhen: entweder mehr Kisten oder mehr Platten pro Kiste. Mal sehen. Oder mal hören. Heute erhöhe ich die Auswahl erstmal auf sieben neue alte Scheiben. Und zwar aus ganz unterschiedlichen Rubriken. So ist für jede und jeden was dabei.
Jazz aber
Was Jazz ist weiß ich auch nicht. Die Wikipedia meint, es sei eine Kombination aus europäischer Melodik und einer Rhythmik, die sich auf afrikanische Wurzeln beruft. Kann man so sagen, ist aber Quatsch. Volker Kriegel, der begnadete Saxophonist macht es sich einfach, wenn er augenzwinkernd anmerkt: „Jazz ist immer, wenn ein Saxophon dabei ist.“ Das mag ich. Thelonios Monk gibt zu: „Ich habe keine Definition von Jazz. Man muss ihn einfach erkennen, wenn man ihn hört.“ Muss man das? Ach, es ist alles so kompliziert. Ich glaube, ich werde mich dem „Kuhlegen“ Urs Mannhart anschließen. Von Ihm stammt die für mich letztgültige Definition: „Jazz ist das salatgrüne Hemd, das nicht in den Hosenbund will.“
Take Five. Wieder eine Plattenkiste
Heute zieh ich mir eine fünfteilige große Liebesgeschichte aus meiner Plattenkiste. Eigentlich ein Melodram in fünf Akten. Im ersten Akt besingt Billie Holiday eine unglückliche Liebe. Aber was heisst da EINE unglückliche Liebe: Eine ganze Platte voller unglücklicher Liebschaften. Danach entflammen John McLaughlin und das Mahavishnu Orchestra doch noch eine Flamme. Es brennt lichterloh. Herauskommt kommt – na was wohl? Ein Embryo. Schließlich gibt’s Ihre Kinder in hautengen Jeans ehe abends alles zusammenbricht und explodiert. Ihr meint, da geht der Gaul mit mir durch? Oder der Plattenspieler? Gemach Jugendfreunde. Hört doch einfach mal rein …
Aus der vierten Plattenkiste
Vom West-Mann Johnny Cash bis zu Dr. Ostbahn reicht die Plattenpalette. Dazwischen gibts den vielleicht besten deutschen Trompeter und zahlreiche Barock-Trompeten und eine ehemalige Kleingeldprinzessin. Viel bunter geht es nicht. Das heißt, klassischer Rock fehlt dieses Mal. Der kommt das nächste Mal dann wieder dran. Versprochen.
Czyslansky wurde 2008 von Sebastian von Bomhard, Alexander Broy, Tim Cole, Alexander Holl, Michael Kausch, Hans Pfitzinger, Lutz Prauser, Ossi Urchs und Christoph Witte als gemeinsames Projekt ins Leben gerufen. Seit 2017 führt Michael Kausch das Blog alleine weiter.
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