Was man nicht in Worte fassen kann, das kann man auch nicht denken. Wenn wir mit der veränderten Realität einer digital geprägten Welt klarkommen wollen, müssen wir neue Begriffe schaffen die es uns erlauben, diese selbstbestimmt zu reflektieren. Wer nur in den Kategorien von gestern denken kann, der kann keinen echten Beitrag zur Debatte um neue Werte und neue Lebensregeln leisten.
These 9: Begriffe und Erfahrungen aus der analogen Vergangenheit werden dieser, sich dynamisch weiter entwickelnden Gegenwart immer weniger gerecht. Sie wirken in der aktuellen Debatte ebenso naiv wie unpassend oder überheblich.
Und noch eine Schwierigkeit gilt es zu meistern, die insbesondere in der aktuellen Debatte um das Internet immer deutlicher zum Vorschein kommt: Wir sind kulturell und sprachlich auf das, was wir heute erleben, in keiner Weise vorbereitet. Begriffe und Vorstellungen der Vergangenheit wirken angesichts der uns heute so eindrücklich begegnenden Veränderungen seltsam unpassend, ja antiquiert.
Wer sich heute noch einmal der Mühe unterzieht, die großen Medien- und Technologiedebatten nachzulesen, die zwischen den 60er und den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgetragen wurden, wird schnell bemerken, wie unzeitgemäß sie uns inzwischen erscheinen. Die „Aufreger“ von damals, ob Privatfernsehen oder Volkszählung, entlocken uns heute nicht einmal mehr ein Gähnen. Neue Medien sind heute nicht mehr neu, sondern Schnee von gestern, und für Datenschutz muss heute im Zeitalter von NSA und WikiLeaks jeder selbst sorgen, will man nicht ganz freiwillig darauf verzichten. Wer das Internet gar, wie Jaron Lanier, für „Maoismus“ hält und sich von der Informationsflut für überfordert fühlt, wie Frank Schirrmacher, wirkt heute nicht einmal mehr naiv, sondern allenfalls hilflos.