Endlich gibt es wieder Neues aus der Czyslansky-Forschung zu vermelden: Auf dem Boden einer Scheune im mittelfränkischen Heilsbronn ist nun sein lange verschollen geglaubter Kriminalroman “Der Diddlasbadscher vom Dadschmahal” überraschend aufgetaucht.
Dieses belletristische Erst- und Letztlingswerk des großen Forschers und Krimi-Liebhabers ist im eigentlichen Sinne der erste deutsche Regional-Krimi. Mitte der fünfziger Jahre machte sich Czyslansky an dieses Werk, das komplett im fränkischen Dialekt erscheinen sollte. Bekanntlich war Czyslanskys Großmutter mütterlicherseits eine gebürtige Schwabacherin. Unter dem Druck der massiven antifränkischen Geisteshaltung, die im Bayern der fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts herrschte – ein fränkischer Ministerpräsident war erst 50 Jahre später (und auch dann nur als nicht ganz ernst gemeinte Farce) politisch durchsetzbar – stellte Czyslansky die Arbeiten an diesem Werk leider vorzeitig ein. Deshalb ist über den Plot nur wenig bekannt. Man könnte fast sagen, dass er gar nicht existiert, denn Czyslansky hat zwar einen ersten Entwurf für den Umschlag komplett gestaltet, die Seiten – immerhin 456! – sind aber komplett leer:
Den Titel haben wir uns von Prof. Dr. Schlechtertal vom Institut für ethnologische Heimatforschung der Universität Bayreuth erklären lassen:
“Das Dadschmahal ist Nicht-Franken und Jazz-Kennern natürlich als indisches Grabmal Taj Mahal bekannt. Ein Badscher – eigentlich Baddscher – bezeichnet im Fränkischen einen Patscher oder Grabscher und Diddla sind jene sekundären Geschlechtsmerkmale, die man in der hochdeutschen Unterschichtsprache mit drei harten T’s schreibt, einem Buchstaben, der dem fränkischen Idiom nicht gegeben ist. Eine deutsche Übersetzung des Titels Der Diddalsbadscher vom Dadschmahal würde also etwa Der Busenanfasser vom indischen Grabmal lauten und erweckt wohl nicht unbeabsichtigt Assoziationen an Schriften von Edgar Wallace.”
Soweit Professor Dr. Schlechtertal. Der eigentliche Plot der Geschichte bleibt uns aber wohl für immer verborgen. Czyslansky schreibt am 5. Juli 1953 in seine Cousine Rahel: “Es steht traurig um mein Krimi-Projekt: nun habe ich einen Titel, aber keine Toten.” Nun – beim Franken Guttenberg ist’s genau andersrum.