Es hat wahrscheinlich inzwischen jeder mitbekommen, dass der Vatikan ein Verbot des Titelbildes der Juliausgabe der Titanic erwirkt hat, weil es „uns“ – also unseren Papst mit Pipi- und Kackaflecken zeigt. (Bild bitte selber googeln) Ausgesprochen hat dieses Urteil mal wieder unser Lieblingsgericht in Hamburg, das immer gerne alles zensiert und verbietet.
Hier eine Liste alle Dinge, über die man sich jetzt echauffieren kann. Bitte drucken Sie diesen Artikel aus und kreuzen Sie Ihre Lieblings-Aufreger aus:
- Verlust der Meinungsfreiheit
- Verlust der Pressefreiheit
- Fehlender Respekt vor dem Oberhaupt der kath. Kirche
- Geschmacksgrenzen werden überschritten
- Zensur
- über die kath. Kirche im Allgemeinen
- Dass der Papst über allen steht, aber eben nicht über Allem
- über die Protestanten, die nicht mal einen Papst haben
- über die Gottlosigkeit der Presse
- Verhöhnung inkontinenter Menschen
- …. (Platz für Ihre eigene Aufreger)
Konnten Sie einiges aus dieser Liste verwenden, um sich richtig aufzuregen? Dann freue ich mich, Ihnen geholfen zu haben.
Wollen Sie wissen, worüber ich mich aufgeregt habe?
Ja? Nein?
Egal, ich sage es Ihnen ohnehin:
Über die Humorlosigkeit! Es ist einfach nicht lustig, gar nicht! Der Papst, der Kaiser, Czyslansky, Robben … egal Pipiflecken sind NICHT lustig, nicht mal Heinz Erhardt, der Kalauerkönig der 50er Jahre hätte Pipiflecken lustig gefunden. Nicht mal mein dreijähriger Sohn lacht noch über Pipiflecken!
Und das ist Deutschlands bestes und tollstes und lustigstes Satiremagazin? Na dann gute Nacht und jetzt haben sie auch noch so viel Aufmerksamkeit bekommen …
Der Papst und die Bischöfe haben auch keinen Humor, okay, aber dafür wurden sie weder gewählt noch werden sie dafür bezahlt. Ich weiss zwar auch nicht, wozu und warum sie gewählt und bezahlt werden, aber das ist einen andere Geschichte.
Es bleibt nur noch in Erinnerungen zu schwelgen, als es noch Cover gab wie Zonen-Gabi mit ihrer ersten Banane … wissen Sie noch?
Ja, das war etwas infantil und allzu berechnend. Aber sie haben der SZ ein Grass-Gedicht untergejubelt, das so schlecht war, daß jeder dachte, es sei von Grass. Das gleicht’s wieder aus, oder?
So etwa?
Immerhin hat es die „Titanic“ endlich mal wieder geschafft, in einer etwas breiteren Öffentlichkeit mit viel Sympathie wahrgenommen zu werden. So gesehen, war es gar nicht so dumm, ein Papst-Cover zu machen, auch wenn es wirklich banal ist.
Das Tragische ist doch eigentlich, welche Botschaft das Ganze transportiert; Da werden jahrelang spitzfindige und höchst intelligente Beiträge und böse Cover produziert, die kaum mehr jemanden hinter dem Ofen hervor locken. Dann kommt so eine uninspirierte Plattitüde und provoziert einen kleinen Skandal und etwas Pressewirbel.
Wie muss denn ein Medium mit einem solchen Feedback umgehen? Je platter, je besser?
Und was lernen wir daraus?
@Lutz Es muss nicht zwangsläufig infantil sein, sondern in unserer Welt des permanenten Aufmerksamkeitsdefizit, muss es ein größtmöglicher Skandal sein. Mohammed-Karikieren, Holocaust-Leugnen und Bezinpreiserhöhen sind auch immer wieder probate Mittel um Aufmerksamkeit zu bekommen ..
Das ist alles plumpes Titanic-Marketing. Wie sensibel geht da hingegen die Gesellschaft der Freunde Czyslanskys mit der Geschichte um. Schon seit Jahren bewahrt sie eine befleckte Unterhose Czyslanskys aus dessen Nachlass, aber hat man je davon gehört oder gar ein Bild gesehen? Eben!