Das Kölner Markt- und Organisationsforschungsinstituts YouGovPsychonomics hat die Deutschen in seiner Studie „Journalismus 2009“ zu ihrer Meinung über Journalisten befragt. Demnach genießen Journalisten zwar ein hohes Ansehen, aber glauben tut man ihnen deshalb noch lange nicht. 54 Prozent bezweifeln, dass sie „wahrheitsgemäß“ berichten. Damit schneiden die Medienarbeiter immer noch besser ab, als bei der FORSA-Studie, die die Dampflog im vergangenen Jahr vorstellte.
Außerdem glauben die Leute, dass der Job der Journalisten nicht sonderlich anstrengend sei. Hinter Ärzten, Bauarbeitern, Unternehmern, Lehrern und Hausfrauen und -männern landet die schreibende und funkende Zunft abgeschlagen auf Rang 5. Dahinter kommen dann nur noch die PR-Leute :-((
In Sachen Medienzweifel ist der Osten erheblich skeptischer, als der Westen: „In den fünf östlichen Bundesländern bestreiten zwei Drittel, dass Journalisten mit ihrer Arbeit sich an der Wahrheit orientieren, vielmehr stimmen lediglich ein Drittel dem Statement zu, Journalisten strebten eine „wahrheitsgemäße Berichterstattung“ an. Unter allen Bürgern (West und Ost) zweifeln aber auch Frauen (56 Prozent) und die Mittelalten 40 bis 49-Jährigen (58 Prozent) an der wahrheitsgemäßen Berichterstattung von Journalisten.“ Da hat das „Neue Deutschland“ aber tiefe Spurrillen hinterlassen …
Unter allen Medien genießt das öffentlich-rechtliche Fernsehen übrigens das größte Vertrauen, während Online-Medien und Privatfernsehen über die geringste Vertrauensbasis verfügen.
Na ja – auch so eine Studie …
3 Antworten
Ich glaub auch keinem Journalisten. Ich weiß auch, warum…
Vielleicht leiden die Bürger im Osten der Republik noch unter den Nachwirkungen des früheren „Neues Deutschland“, aber auch „Superillu“ und „Bild“ dürften einiges zu dem Misstrauen beigetragen haben.
Ich traue zwar grundsätzlich keiner Studie, die ich nichts selber, usw. Aber es ist natürlich etwas dran. Der Niedergang des Qualitätsjournalismus vollzieht sich schleichend und über Jahre. Zuerst kommt der Anzeigenchef zum Chefredakteur und klagt darüber, dass sein Blatt kein adäquates redaktionelles Umfeld bietet. Man setzt sich zusammen und legt im Rahmen der „Jahresplanung“ so genannte „Themenschwerpunkte“ fest, damit die Kollegen Anzeigenverkäufer schon mal losziehen können. Die kommen zurück und sagen: „Die Firma XY wäre dabei, aber nur, wenn sie erwähnt werden“. Oder die Firma YZ bucht unter der Bedigung, dass der Chef ein Interview kriegt. Jede dieser Entscheidungen ist für sich nicht wirklich anrüchig, aber mit der journalistischen Unabhängigkeit ist es wie mit der Jungfernschaft: Man hat sie oder man hat sie nicht mehr.
Dann kommen die Einsparmaßnahmen. Wer geht zuerst? Na, die verdienten alten Kollegen, weil sie ja ohnehin nur noch ein paar Jährchen abzusitzen haben, und deshalb nehmen sie das Abfindungsangebot gerne an. Oder sie lassen sich rausekeln, weil man ihnen das Rückgrat noch nicht chirurgisch entfernt hat. Die verbliebenen Kollegen müssen seine Arbeit mitmachen und sind natürlich überfordert und vielleicht auch nicht gut genug ausgebildet. Die Seiten müssen zugeknallt werden, und der Teufel soll den Letzten holen. Die PR-Agenturen schicken ja richtig druckreife Texte, die man nur noch rüberziehen muss ins Redaktionssystem, und schon sind wir angekommen im Zeitalter von „Cut & Paste-Journalismus“.
Aber warum überhaupt diesen Aufwand treiben. Die Agentur-Jungs sind clever, sie bieten dem Chefredakteur ganze Seiten oder Sonderteile an, fertig gefinischt und entweder spottbillig oder ganz umsonst. Und schon hat er eine Sorge weniger. Außerdem sind das doch auch Verleger. Sie nennen sich ja schließlich „Corporate Publisher“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Nur der Leser, der ist auch kein Depp. Der merkt mit der Zeit, dass seine Zeitung oder seine Zeitschrift irgendwie nicht mehr ganz so spannend, so authentisch oder so handwerklich solide gemacht ist. Die Dreckfuhler häufen sich, weil es keine Schlußkorrektur mehr gibt (das erledigt doch die Rechtschreibfunktion von Word, oder?). Und richtig heiße Eisen werden auch nicht mehr angepackt, denn da könnte man ja einen Anzeigenkunden verlieren. Und überhaupt, hat nicht einer gesagt, „die Leute wollen Namen lesen“? Personality, personality über alles. Oder von mir aus Nutzwert. Und schon haben wir seichte, aber hübsch bunte Blättchen, die kein Mensch wirklich braucht und die so lange vor sich hinsiechen, bis der Verlag sie entweder mit dem Schwesterblatt zusammenlegt (und eine der beiden Redaktionsn rausschmeißt) oder ganz einstellt.
O tempore, o mores! Diese Litanei ist natürlich auch so alt wie der Qualitätsjournalismus selbst. Aber fatal ist, dass es heute eine echte Alternative gibt, zumindest für den Leser. Er kann sich nämlich alles, was er an Information, Unterhaltung, Anregung, Aufregung oder – unsägliches Wort – „Nutswort“ braucht, im Internet holen oder von „Google News“ zusammenstellen lassen. Und wenn er es will und kann, dann greift er selbst zur virtuellen Feder und schreibt sich seine Zeitung (vulgo: Blog) selber von der Seele.
Wundert es jemanden, dass ich nur noch der Geschichte – und der Studie – glaube, die ich selbst geschrieben habe?