Anlässlich des derzeitigen päpstlichen Brimboriums ward mir gestern die Ehre zuteil neben Professor Stanislaus Lemsky und dem spätestens seit seinem viel besprochenem F.A.Z.-Beitrag über die Geschichte des roten Papst-Schuhs bekannten Mordechai Grünbaum an einem interkulturellem Diskurs des Bayerischen Rundfunks zum Thema “Gott oder Göttin” im BR-Hörfunkstadion an der Grünwalder Straße teilzunehmen. Am Rande des überaus interessanten Gesprächs frug mich Stanislaus, wie denn eigentlich die Position Czyslanskys zum Katholizismus zu bewerten sei. Meine diesbezüglichen Ausführungen möchte ich den Lesern dieses dem großen Czyslansky gewidmetem Blogs natürlich nicht vorenthalten. Wissen, das der Mitteilung zu entziehen sich trachtet, wirft seinen Träger ins Nichtswürdige:
Wie gemeinhin bekannt sein dürfte, war Czyslansky assimilierter und getaufter Jude. Doch schon in jungen Jahren wandte er sich vom früh inhaliertem Christentum ab, um nach einigen Jahren atheistischen Irrlichterns sich dem Buddhismus zuzuwenden, ehe er schließlich in hohem Alter zu einem Anhänger der indischen Gottheit Rama wurde. In einem Brief an Else Laster-Schüller vom 6. Mai o.J. erklärt er diese späte Hinwendung mit einer nachhaltig wirkenden frühkindlichen Erfahrung, der zufolge seine Mutter ihn in seiner frühen Kindheit allmorgendlich während des Frühstücks unter Hinweis auf den in seiner Familie üblichen Brotaufstrich mit dem klugen Satz “Rama ist so gut wie Buddha” konfrontierte.
Eine der wenigen erhaltenen Photographien der Mutter Czyslanskys; hier mit Hund Theophil.
Ein wenig relativiert wird diese durchaus einleuchtende Erklärung freilich durch eine Notiz Czyslanskys, die dieser fünf Jahre später seinem Tagebuch anvertraute. Hier erklärte sich der Gelehrte als “Ramavishnu” auf Grund seiner Erfahrungen während eines dreiwöchigen Schüleraustausches in der Bretagne. Seine bretonische Gastfamilie Despardieu war demzufolge weder des Polnischen, noch des Deutschen mächtig und der arme Czyslansky sprach damals auch noch kein Französisch. So musste man sich wohl oder übel in verhangenem Englisch austauschen. Während des ausführlichen Frühstücks habe sich dann stets folgender kleiner Dialog abgespielt:
Mdme Despardieu: “Do you wish (!) Rama or butter?”
Czyslansky: “Rama please!”
Und nach Verzehr der ersten Scheibe Baguette habe der Monsieur unter Hinweis auf die angebrochene Packung Margarine stets nachgenuschelt: “Rama wish nu?”, was sich dem jungen Czyslansky sogleich wie ein Mantra in die Seele gebrannt habe.
Wie dem auch sei, fest steht, dass der Ramahari-Kult seit dem Tod Czyslanskys in Deutschland nur noch wenige Anhänger gefunden hat. Eine der überaus seltenen Ausnahmen ist unser früherer Mitarbeiter am Czyslansky-Institut Ossi Urchs, wie sich dem aufmerksamen Beobachter unschwer erschließt:
Der vermutlich letzte deutsche Ramahari Ossi Urchs (links) anlässlich eines Treffens auf dem Hannoveraner Volksfest