Rein ins Dirndl

War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.

Publikum – noch stundenlang –
Wartete auf Bumerang.

Taugliches Dirndl. Pressefoto von HSE24

Vielleicht mag dem einen oder anderen im Redaktionsteam des stern Joachim Ringelnatz‘ Gedicht durch den Kopf gehen – und vielleicht ist es genau diese Variante des Bumerangs, die Thomas Osterkorn und sein Team sich gewünscht hätten, dass sie ihn geworfen hätten. Mittlerweile aber scheint es, dass die australische Jagdwaffe genau das macht, für was sie konstruiert wurde. Sie kommt zurück. Und dann besteht die Gefahr, dass der Werfer selbst von ihr getroffen wird.
Genau das droht jetzt dem Stern.
Gestern nacht hat Bild Online einen Sternartikel aus dem Archiv gekramt und veröffentlicht. Und nun scheint Sternautorin Laura Himmelreich selbst in die Sexismus-Schusslinie zu geraten, zumindest ist sie zur Zielscheibe der I-Net-Spötter geworden. Denn das, was Bild in bester und bewährter Manier hervorgegraben und süffisant verbreitet hat, läuft seit heute wie ein Lauffeuer durch Twitter.
Und – war es anders zu erwarten – gerade diejenigen, denen die ganze #Aufschrei-Debatte so langsam auf den Nerv gegangen ist, kontern jetzt mit vorhersehbarer Gehässigkeit, Tiefschläge nicht ausgenommen.
Dirndltauglich – so titelte der Stern einen Artikel über Ilse Aigner, als diese ankündigte, sich aus der Bundespolitik zurückzuziehen und ihre Zukunft in der CSU-Landespolitik zu suchen. Man darf es ruhig noch einmal wiederholen: DIRNDLTAUGLICH.
Diese Überchrift ist umso pikanter, als der Bericht ausgerechnet von Laura Himmelreich geschrieben wurde. Das ist diejenige Journalistin, die sich mit Rainer Brüderle in der Hotelbar traf und im Nachgang mit ihrem Beitrag über den FDP-Mann eine Sexismus-Debatte lostrat, weil Brüderle ihr in bester Herrenwitz-Manier zugeraunt hatte, sie könne auch ein Dirndl ausfüllen. Noch einmal zum Mitschreiben: Gemeint war, sie sei dirndltauglich. Oder wie man es gern in Bierzeltmanier etwas weniger gewählt ausdrückt: Sie habe wohl genug Holz vor der Hüttn. So hat es Brüderle natürlich nicht gesagt. Er wählte die gediegenere Variante.
Jetzt also wissen wir, woher der Stern bzw. Laura Himmelreich die lustige Bildsprache in ihrem Aigner-Artikel hat. Das ist jetzt einigermaßen dumm gelaufen. Kommt da jetzt der Bumerang zurück?

Man kann ja von der Bild halten, was man will. Wenn es aber darum geht, Leichen aus anderer Leut Keller zu holen, sind die Redakteuere unübertroffen. Und wenigstens tut die Bild gar nicht erst so doppelbödig. War es nicht der Stern, der jahrzehntelang mit nackten und halbnackten Frauen die Cover füllte, um seine Ausgaben am Kiosk unter seine Leser zu bringen?  Bild war da nicht besser, aber Bild macht sich auch gar nicht erst die Mühe, zum Leitmedium in einer ins immer Abstrusere abwanderende öffentliche Debatte avancieren zu wollen.

Vielleicht mag ja Günther Jauch noch einmal zum Debattierclübchen einladen und die Sterntruppe um Klärung des Sachverhalts bitten.
Soll er.
Mir Schnuppe
Sternschnuppe…
Muuaahh!!! Muuaahh!!

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