Servus. Nun ist er also weg – und hat sich als Diva der deutschen Medienwelt geoutet: Mit Pauken und Trompeten hat Jan Böhmermann seine Twitteraktivitäten beendet.
Das musste ja so kommen. Schließlich hat man ihm, dem großen Witzbold eine Torte verweigert. Und das findet er ganz und gar unlustig. So unlustig, dass er die Konsequenz gezogen hat:
Was genau war passiert? Man weiß es nicht, denn die Selbstauskünfte von Böhmermann sind ja immer mit ein wenig Vorsicht zu genießen, was den Wahrheitsgehalt betrifft. Angeblich, so erzählt er auf seinem Facebook-Accoount, fühlt er sich „betrogen, benutzt, liegengelassen, für so ein billiges Flittchen wie Stern.de.“
Alles fing damit an, dass Twitter Geburtstag hatte und nicht Geschenke kassierte, sondern verteilte. Der Zwitscherladen schickte Torten an Meinungsmacher, Opinionleader, Vieltwitterer – also diejenigen, von denen das Unternehmen der Meinung ist, dass es den Accountbetreibern viel zu verdanken hat. Von der CSU bis Stern.de reicht laut W&V die Palette der Tortenempfänger. Böhmermann gehörte nicht dazu. Und das macht ihn offensichtlich richtig sauer. Und vielleicht eifersüchtig und neidisch. Denn er ist der Meinung, Twitter habe ihm unendlich viel zu verdanken – z.B. 10,1Ts. Tweets von denen jeder so gehaltvoll ist wie sein äußerst orogineller Geburtstagstweet, den er extra zwei Tage vorher abgesondert hatte:
Damit hat er sich – so seine Meinung – schon eine Torte verdient.
Man kann sich natürlich fragen, ob solch ein Verhalten, dass im Moment in den sozialen Netzwerken immer öfter an der Tagesordnung ist, divenhaft ist oder einfach nur kindisch. Zumindest ist es weder konsequent noch glaubwürdig. Denn Böhmermanns Account existiert nach wie vor, inklusive seiner 515Tsd. Follower. Es wäre ja nicht nur kindisch, den Account unter großem Getöse einzustellen, sondern auch kolossal dumm, ihn konsqent zu löschen. Aber es wäre ehrlich. So nämlich kann er sich irgendwann wieder reinschleichen, ohne bei Null anfangen zu müssen und über den Account wieder mit seinen Fans kommunizieren.
Ich wette, dass das auch irgendwann passieren wird. Blöd wäre er, es nicht zu tun.
Hin und wieder fragt man sich, wie eigentlich Leute auf die Idee kämen, dass gerade sie in den sozialen Netzwerken gebraucht würden. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die Netzwerke brauchen den einzelnen User nicht; der User braucht die Netzwerke: Zur Selbstdarstellung und Befriedigung der eigenen Eitelkeit, zur Unterhaltung oder zur tatsächlichen Kommunikation und zum Informationsaustausch. Warum auch immer…
Und hin und wieder fragt man sich, warum die, die die Schnauze voll haben, nicht einfach wirklich gehen. Ob nun Böhmermann, dem man den Kuchen verweigert hat, Hans Söllner, der das rechte Hetzen und die Anfeindungen nicht mehr lesen wollte und seinen Facebook-Ausstieg ankündigte (und der trotzdem noch da ist) oder wie zahlreiche BVB-Fans, die gestern ihre Twitter-Accounts löschen wollten, weil sie die Auseinandersetzung mit anderen Fans um eine mögliche Rückkehr von Mario Götze aus München nicht mehr lesen wollen.
Und dann sind da noch die vielen Leute, die sich in irgendwelchen Facebookgruppen beleidigt, angegriffen, rüde behandelt oder nicht genug gewürdigt würden. Die kündigen auch immer lautstark das Verlassen der Gruppen an (gern auch diverser Foren) und starren vermutlich im Minutentakt auf den Rechner, wann endlich die Antwort des Ersten kommt, sie/er möge doch bitte, bitte bleiben.
Warum sagen die nicht einfach „leise Servus“ und gehen?
Weil Ihr Paukenschlag (von dem sie meinen, dass es einer ist) ihre Fans, Freunde, Follower animieren soll, sie anzubetteln „Du bist unersetzlich in meiner Timeline“… „Was wäre Twitter, Facebook ohne dich?“
Die letzt genannte Frage lässt sich leicht beantworten: Keinen Deut schlechter oder besser.
Servus, pfiad Di. Und nu: Schleich Di!
Bilder: Aktuelle Screenshots von Jahn Böhmermanns aktivem Twitteraccount. Memes gefunden auf Memegen.de
Wer von Zehnjährigen Torten annimmt ist ein potentieller Kinderschänder. Darüberhinaus interessiert mich das Twitter-Verhalten von Jan Böhmermann eigentlich nicht. Mein eigenes Twitter-Verhalten ist ein wenig rückläufig. Liegt aber nicht am Kuchen. Vielleicht fühle ich mich bei den Dummen auch besser aufgehoben. Ach, es ist ein Elend mit diesem Ego …