Sommerlich elegant

Morgen bin ich mal wieder auf einen Gala-Abend eingeladen. Es wird – ich weiß ja wer einlädt – sicherlich spannender und angenehmer als ein XING Rotating-Dinner und weniger exotisch als das Sommerfest aller Nationen mit Seiner Exzellenz Botschafter Sarrath Kongahage in der Villa Rothschild, zu der ich unlängst geladen war. Nein, ich freue mich auf Donnerstagabend. Ein wenig Sorge bereitet mir allenfalls der Hinweis, als Dresscode sei „sommerlich elegant“ angesagt. Was zum Teufel trägt man, will man „sommerlich elegant“ erscheinen?

Nicht, dass ich im „Benimm-Kurs für Aufsteiger“ gefehlt hätte – mir ist schon klar, dass kurze Hosen und Tennis-Socken eher fehl am Platz sind -, obwohl …

kurzer anzug

Ich fürchte nur, ich bin auf „sommerlich elegant“ so gar nicht vorbereitet.Das zu Rate gezogene Handbuch sagt:

„Wenn Sie sich elegant kleiden sollen, sollten Sie nicht auf den Anzug verzichten. Allerdings benötigen Sie für sommerliche Eleganz keine Weste und keine Krawatte. Der oberste Hemdknopf sollte leger offen getragen werden.“ Braucht man da nicht ein Goldkettchen?

„Anzüge können Sie im Sommer bevorzugt in hellen Farbtönen, vielleicht sogar in Weiß, tragen. Auch feine weiße Nadelstreifen auf grauem Hintergrund sehen sehr elegant aus. …  Bei der Hemdfarbe sollten Sie auch eher hellere Farbtöne bevorzugen. Sind Sie mutig, wählen Sie Rosa oder ein türkis-weiß gestreiftes Hemd.“ Ein schweinchenrosa Hemd? Ich? Wahrscheinlich auch noch mit einer aufgestickten schwarzen Rose am Revers?

Tragen Sie Anzug und Hemd in Beige oder anderen neutralen Farben, können Sie den sommerlichen Dresscode aufpeppen mit einer frischen farbenfrohen Blume, wie z. B. einer pinken Orchidee, die Sie sich ans Revers oder ins Knopfloch stecken.“ Wenn ich mir mal ne Blume ins Knopfloch stecke, dann höchsten eine Butterblume. Im Gedenken an Hanns-Dieter Hüsch.  Denn kann man samt „Butterblum“ sogar in brand eins zitieren.

Auf den Punkt gebracht lautet die Epfehlung zu „sommerlich elegant“ einfach so: „Verzichten Sie für sommerliche Eleganz auf dunkle, schwere Farben“. Und hier beginnt nun mein Problem. Mein Kleiderschrank wird nun einmal von einer breiten Palette an Farben zwischen mittelschwarz und dunkelschwarz mit einer Tendenz hin zu kohlenkellerabartigtiefrabenschwarz dominiert.  Da hätte ich dann aber auch handgewirktes mit und ohne Manschettenknöpfen zu bieten. 

schwarz

Also was nun? Schwarzes T-Shirt unter schwarzem Anzug aus leichtem Linnen? So eine Art Reinkarnation von Steve Jobs? Mit oder ohne Socken in den schwarzen Leinen-Slippers? Bin ich dann in dieser Schwärze neben dem Staatssekretär überhaupt noch zu sehen? Der ist doch von der CSU …

Eine Antwort

  1. Sorgen sind das, werter Freund, die ich zwar verstehen kann, aber zum Glück nicht teile. Denn ich leiste mir durchaus den Luxus, mit rosafarbenen Hemden (ohne farbliche Stickerei am Revers) unter dunkelblauem Anzug auf passenden Veranstaltungen aufzuschlagen. Oder im mattschwarzen Slim Fit Anzug mit dunklem Lila oder weinrotem Hemd. Oder nur mit T-Shirt unter selbigem Anzug, was nicht erst Steve Jobs erfunden hat, sondern in den 80ern schon ganz „Miami Vice“ war.
    Vieles geht: Nur nicht Polo Shirt unterm Anzug oder sogar mit hochgeschlagenem Kragen. Und Pullover über die Schultern gelegt, die Ärmel vor der Brust ineinander verschlungen ist nicht lässig sondern lächerlich.
    Ansonsten halte ich es mit Franz Xaver Krenkl. Eines der ersten Dinge, die ich in meiner neuen Wahlheimat in Bayern angewöhnt habe, war, mir sein legendäres Zitat anzueignen:
    „Wer ko, der ko…“

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