Ein dreijähriges Kind liegt in der Türkei am Strand. Rotes Shirt, blaue Hose.
Es könnte ein Urlaubsbild sein. Läge dieses Kind im Sand, vielleicht auf einem Handtuch, eine Badetasche neben sich.
Aber es liegt nicht dort. Es liegt bäuchlings direkt am Wasser. Das Meer hat es angespült, ein ertrunkenes Flüchtlingskind aus Syrien.
Seit Tagen wird dieses Bild in den sozialen Netzwerken herumgereicht, nachdem es in zahlreichen großen Tageszeitungen europaweit abgedruckt worden war. Die einen bedienen sich dieses Bildes zum Aufrütteln, als eindringlicher und schonungsloser Appell an den Verlust der Menschlichkeit oder als Kritik am Versagen der Flüchtlingspolitik… was auch immer. Til Schweiger gehört dabei zu den bekanntesten Multiplikatoren.
Es hagelt Kommentare zu diesem Bild. Sie reichen von uneingeschränkter Zustimmung bis zur deutlichen Ablehnung… meist aus Respekt gegenüber den Toten.
Längst ist es eine viel beachteten Ikone geworden, und es würde mich nicht wundern, wenn es in einer weiter entfernten Zukunft in einer Reihe steht mit den Kinderbildern aus Vietnam, dem sich aufbäumenden Soldaten, der soeben von einer Kugel getroffen wurde… die Symbolkraft ist einmalig.
Aber auch die anderen machen sich auf, das Bild zu instrumentalisieren. Da wäre zum Beispiel die Facebook-Seite Systemkritische Meme-Bilder. Der Betreiber hat verschiedene Meme-Bilder gebastelt:
Das Ganze sieht dann so aus:
Als Respekt vor den toten Kindern sind diese bei der Wiedergabe der Bilder abgedeckt. Das Pack, das diese Seite betreibt und sich stolz selbst so nennt, bietet dieses und viele weitere Meme zur freien Nutzung an, nicht nur mit diesem toten Flüchtlingskind.
Auch hier ist unter der grauen Elipse auf dem Originalbild ein totes Kind zu sehen, es treibt im Meer.
Als Sigmar Gabriel von diesen Mitmenschen als „Pack“ sprach und Joachim Gauck vom „dunklen Deutschland“ hätte ich mir nicht träumen lassen, wie dunkel es in diesem Deutschland sein kann, und wie widerwärtig sich einige menschlichkeitslose Pack-Individuen in den „sozialen“ Netzwerken aufführen:
Ein Facebook-Troll aber trieb es mit seiem Kommentar, der allerdings schnell gemeldet und dann auch gelöscht wurde, auf die Spitze der Widerwärtigkeit:
Ich denke, diese Beispiele reichen.
Michael Hunt, Betreiber der Seite mit systemkritischen Meme-Bildern, erklärt in der Seiteninfo, wozu er diese Bilder im Netz anbietet: „zur freien Verwendung bei virtuellen Unterhaltungen mit linkstotalitären Menschen. Oder nur zum Spass“…
So also sieht Spaß ohne Grenzen aus. Ich geh mal eben raus.
Zum Kotzen.