Gerne verspottet man deutsche Führungskräfte als E-Mail-Ausdrucker und spielt damit auf ihre Rückständigkeit in Sachen Neue Medien und Kommunikation an. Wie absurd muß einem da erst ein Twitter-Ausdrucker vorkommen. Unwillkürlich sieht man vor seinem geistigen Auge einen typischen Mittelständler, dem es immer noch schwerfällt seine Sekretärin, die eigentlich längst eine Assistentin ist, nicht mit Fräulein anzusprechen. Er bittet diese ihm seine heutigen Tweet-Ausdrucke zur Kenntnisnahme vorzulegen. In einer schweren, leinengebundenen Ziehharmonika-Unterschriftenmappe bringt sie dem gewichtigen Mann nach Zeitstempel und Absender sortierte kleine, mit nur maximal 140 Zeichen beschriebene, Ausdrucke und legt sie auf seine dunkle Leder-Schreibunterlage, die den antiken Nussbaumholzschreibtisch vor dem Verkratzen durch eine zu energische Handhabung eines Montblanc Meisterstücks schützt.
Wäre käme bei diesem Stück Kopfkino auf die Idee, daß Tweets-Ausdrucken Kunst sein könnte?
Christopher Baker tut genau das, er druckt Tweets aus und läßt diese in seiner Installation Murmur Study #1 in langen Papierschlangen, gleich einem Wasserfall, in den Raum hineinfließen.