Verflixt und zugenäht.
So ähnlich sagte es meine Oma immer, wenn ihr irgendetwas misslungen war. Ein wunderbarer Fluch, dessen Herkunft zwar einigermaßen im Dunkeln liegt, aber dessen Fortbestand in das digitale Zeitalter längst gesichert ist: Verklickt und zugenäht. Auch das ist ein Fluch, und der dürfte den Computernutzern sicher so manches Mal über die Lippen oder durch den Kopf gegangen sein. Sei es, dass man eine Datei gelöscht hat, die man aufheben wollte, sei es, dass man ein Dokument geschlossen hat, ohne dass man rechtzeitig die Änderungen gespeichert hat. Dabei hat das System vorher schön brav gefragt, ob Sie das wirklich tun wollen. Sie kennen das. Beispiele gibt es zu Hunderten.
Manchmal, und darum geht es in diesem Beitrag, verklickt man sich aber auch beim Online-Shoppen. Man bestätigt bei ebay ein Gebot, in dem man das Komma falsch gesetzt hat und erklärt sich bereit, das Zehnfache zu bezahlen von dem, was man eigentlich maximal ausgeben wollte.
Oder man füllt seinen Warenkorb mit Dingen, die man nicht haben wollte und steht plötzlich an der digitalen Kasse. Wollen Sie das ganze Zeug wirklich kaufen? fragt der Rechner fürsorglich und hinterlistig zugleich. Schon ist das Bestellung abschließen bestätigt und man setzt eine nicht mehr zu stoppende Maschinerie in einem Hochregallager in Gang. Waren werden zusammengesucht, ein Paket wird gepackt, eine Rechnung geschrieben und eine Kreditkarte belastet.
Amazon-Käufer kennen das.
Amazon-Chef Jeff Bezos sicherlich auch. Der nämlich hat sich beim Shoppen einmal gehörig verklickt und schwupps: Jetzt gehört ihm die Washington Post.
So jedenfalls kolportierte es Andy Borowitz in seimem „The Borowitz Report„, einer satirischen Kolumne des renommierten „New Yorker“. Und Bezos habe, so Borowitz, den Fehlkauf erst bemerkt, als man ihm die 250 Millionen Dollar von der Kreditkarte abgezogen hat.
“No way in hell would I buy the Washington Post,” he said. “I don’t even read the Washington Post.” hat Borowitz Bezos noch als Zitat in den Mund gelegt.
Ein wunderbarer Scherz, den Borowitz da mit dem Amazon-Gründer und -Prsäident Bezos getrieben hat.
Aber: Aus Spaß wurde Ernst.
Zumindest in China.
Die dortige Nachrichtenagentur Xinhua nahm Borowitz‘ Text für bahre Münze und trug die Meldung Ende vergangener Woche hinaus in das Reich der Mitte. Dort geisterte es eine Zeitlang durch die Internetseiten der Volkszeitung und wurde über staatliche Radiosender verbreitet. Doch schon am Samstag war die Meldung zurück in den westlichen Medien – als besondere Kuriostität, versehen mit etwas Häme über die journalistischen Qualitäten der chinesischen Nachrichtenagentur. Grund für Czyslansky, dem Vorgang diese kleine Notiz zu widmen.
Wie US News meldet, sind aber die Chinesen nicht die Einzigen, die dem renommierten New Yorker eine Satire als wahre Geschichte abkaufte. Auch in Italien wurde eine Glosse über Silvio Berlusconi, er wolle in News York in Amt übernehmen, für ernst genommen – und das ausgerechnet von einem Magazin, das zu Berlusconis Medienkonzern gehört.
Es darf gelächelt werden – auch im Land des Selbigen. Ganz im lehar’schen Sinne.
Wenn Sie diese Geschichte also bis jetzt noch nicht gehört hatten, dann lächeln Sie bitte. Jetzt.
Danke.