Noch am Freitag Abend trafen sich die Spitzel der Parteien im Hinterzimmer des Berliner Restaurants Borchardt bei Schnitzel und Kartoffelsalat zur ersten Beratung um eine Nachfolgelösung für den zurücktretenden Christian Wulff. Mutti hatte eingeladen und alle waren gekommen: Philipp Rösler für die FDP, Sigmar Gabriel für die SPD, Horst Seehofer für die Bayern, Linksaußen Klaus Ernst und Jürgen Trittin für die Grünen. Exklusiv hat Vicky Liecks dem Czyslansky-Blog ihre vertrauliche Mitschrift zugespielt, aus denen wir die interessantesten Passagen hier vorlegen. Unkommentiert, ungeschminkt, unglaublich.
Mutti: Machen wir’s kurz: Ihr wisst worum es geht: wen schicken wir in die Wulffsschanze? Hat jemand Vorschläge?
Rösler: (meldet sich mit schnipsendem Finger) Wie Du heute so schön gesagt hast, Angie: “Deutschlands Stärke liegt in der Vielfalt.” Deshalb brauchen wir einen Kandidaten aus einer Minderheit.
Mutti: Minderheit? Hatten wir schon zehn Mal. Jetzt sollte es mal eine Frau machen.
Trittin: Am besten eine dunkelhäutige Lesbe jüdischen Glaubens mit ruralem Hintergrund.
Ernst: Und aus dem Osten.
Rösler: Aus der Mitte des Volkes, ich meine “aus der Mitte”, also eine Liberale.
Seehofer: Der letzte Punkt wird schwer. Einfach zu minderheitig ho ho ho.
Gabriel: Wir hätten da einen, der ist jetzt schon Nebenerwerbsbundespräsidentenherausforderer. Der heißt auch Christian.
Seehofer: Der Ude nach Berlin? Nur über meine Leiche.
Gabriel: Einverstanden.
Trittin: Aber wenn wir schon bei Horsti sind – wir könnten doch die Ministerpräsidenten reihum den Job machen lassen. Alle halbe Jahre im Wechsel.
Ernst: Käme dann das Saarland auch mal dran?
Mutti: Das geht nicht. Das können wir der deutschen Wirtschaft nicht zumuten. Ich meine: dann muss man ja immer gleich alle 16 Minipräsidenten in den Urlaub einladen.
Seehofer: Vielleicht kann man sie geschlossen auf eine Ergo-Vertreterreise schicken?
Rösler: Gibt es da auch ein Damenprogramm?
Mutti: Philipp-Bubi, du bist albern.
Rösler: (schmollt)
Ernst: Wie wäre es mit Margot Honecker? Ist aus dem Osten und es gibt keinerlei Stasi-Akten.
Trittin: Ich schlage Schäuble vor.
Seehofer: Nicht schlecht Herr Kollege. Der kann immerhin nicht zurücktreten.
Trittin: Oder Winfried Kretschmann.
Gabriel: Sehr gut. Der kennt sich mit Unterirdischem aus. Kann in Bellevue nur hilfreich sein.
Mutti: Ich bekomm hier gerade eine Twitter rein.
Rösler: Was bekommt Mutti rein?
Gabriel: (zu Mutti gewandt) Bleib still sitzen. Ich mach’s weg. Wo ist sie denn?
Mutti: Eine Twitter. Von Sebastian Nerz.
Rösler: Wer ist das denn nun wieder?
Trittin: Der Häuptling der Augenklappen.
Gabriel: Der Schramm? Da läuft doch schon eine Kampagne im Fatzebuck oder wie das heißt.
Trittin: Nein. Nerz ist der Piratenkapitän.
Rösler: Ich mag keine Ahoi-Brause und überhaupt …
Mutti: Er schlägt einen “Hans Czyslansky” vor.
Gabriel: Hans Tschüslanski?
Rösler: Klingt nach einer Minderheit und dann …
Ernst: Wie schreibt sich der? Muss erst mal sehen, was wir über ihn haben.
Mutti: Lebt in Sao Paolo und hat einen deutschen Migrationshintergrund.
Trittin: Migration? Nehmen wir.
Seehofer: Wenn er kein Franke ist …
Rösler: Aber …
Mutti: Meine Herren – dann machen wir das so. Die Details klären wir im kleinen Kreis.
Rösler: Ich darf wieder nicht …
Mutti: Es bleiben im Raum Keitel, Jodl, Krebs und Burgdorf.
Gauck ist Röslers Rache.
Natürlich hat uns die Entwicklung gestern ziemlich überrascht. Aber die Medien erzählen wieder nur die Hälfte der Wahrheit. Was ist gestern in Berlin wirklich passiert? Ich sag’s euch:
Philipp Rösler war beleidigt, weil er sich von Mutti – und auch von den anderen – ein mal mehr nicht richtig ernst genommen fühlte. Deshalb kolportierte er am frühen Nachmittag, dass der Kandidat, auf den sich am Samstag alle schon geeinigt hatten, Hans Czyslansky (siehe oben), in BIELEFELD geboren sei. Ausgerechnet in Bielefeld.
Nachdem Mutti am Samstagabend wie alle deutschen Muttis um 20:15 Uhr im ZDF in der Wilsberg-Doku erstmals von der Bielefeldverschwörung gehört hatte, bekam sie es natürlich mit der Angst zu tun. So musste am Sonntag eine Gegenstrategie her; und zwar eine, bei der in der Öffentichkeit der Eindruck entstehen sollte, SIE sei die letzte, die auf einen neuen Kandidaten einschwenkte. So wurde Gauck reanimiert, der obendrein den Vorteil hat, aus dem Osten zu sein. Und als ehemaliger DDR-Bürger konnte er nie und nimmer irgendetwas mit Bielefeld zu tun haben. Vermutlich war er nie in Bielefeld. Er durfte einfach nicht hin. Das war die Rettung.
So kommen Wilsberg, Bielefeld, Gauck und die FDP zusammen. Alles macht einen Sinn. Einmal mehr hat uns Mutti alle an der Nase herumgeführt. Mich natürlich nicht.