Apple-Boss Steve Jobs (Bild: Huffington Post)
„Thoughts on Flash“ ist ein Brief von Apple-Boss Steve Jobs überschrieben, in dem er in selten drastischen Tönen einen Frontalangriff auf Adobe’s Flash-Technologie startet. Vermutlich rastet Steve deshalb so aus, weil sein Versuch Flash vom Markt zu verdrängen – kein iPad, kein iPhone, kein iPod unterstützten diesen Quasi-Industriestandard – von den Branche in den letzten Wochen gar nicht gut aufgenommen wurde. Noch ist Apple nicht stark genug, um im Alleingang einen Standard wie Flash vom Markt zu drängen. Die nächste Version von Android wird vermutlich Flash unterstützen und auch Microsoft hat sich von Flash – trotz aller strategischen Differenzen mit Adobe im Streit um die Zukunft der wichtigsten Dokumentformate – noch nicht wirklich distanziert. Steve Jobs aber kann und will nicht nachgeben. Was will er eigentlich?
Steve Jobs zieht gegen Adobe gleich auf mehreren Ebenen zu Felde:
1. Flash sei proprietär
„Adobe’s Flash products are 100% proprietary. They are only available from Adobe, and Adobe has sole authority as to their future enhancement, pricing, etc. While Adobe’s Flash products are widely available, this does not mean they are open, since they are controlled entirely by Adobe and available only from Adobe. By almost any definition, Flash is a closed system.“ Jobs beschwert sich also darüber, dass Flash kein offener Standard, sondern proprietär sei. Und er behauptet weiter: „we strongly believe that all standards pertaining to the web should be open“. Aber ist ein solches Statement glaubwürdig von einem Mann, der die Programmgestaltung der iStores und damit die Softwareentwicklung von Applikationen für iPad & Co. in einer Art und Weise reglementiert, wie es sich Microsoft im Windows-Markt niemals getraut hätte?
2. Flash sei nicht notwendig
Steve wehrt sich gegen die Behauptung, dass die Weigerung von Apple Adobe’s Flash zu unterstützen, zu einer funktionalen Einschränkung für seine iTeilchen führen würde. Er weist darauf hin, dass die meisten Videos und Spiele auf alternativen Video-Standards auch iPhone-Usern zur Verfügung stünden. Während also Adobe das iGlas als halbleer definiert, bezeichnet Apple das gleiche Glas als halbvoll. Who cares?
3. Flash sei gefährlich und langsam
Im dritten Punkt seines Generalangriffs auf Adobe fährt Steve nun wirklich schwere Geschütze auf: „We also know first hand that Flash is the number one reason Macs crash. We have been working with Adobe to fix these problems, but they have persisted for several years now. We don’t want to reduce the reliability and security of our iPhones, iPods and iPads by adding Flash.“ Er behauptet nichts weniger, als dass Flash mobile Geräte unsicher machen würde und dass Adobe nicht in der Lage und Willens sei, in Zusammenarbeit mit den Herstellern dies zu verhindern.
Im Folgenden führt Jobs noch den Energiehunger von Flash-Applikationen und die mangelhafte Unterstützung von Touchscreens als Argumente gegen Flash an, ehe er die Katze aus dem Sack lässt:
„We know from painful experience that letting a third party layer of software come between the platform and the developer ultimately results in sub-standard apps and hinders the enhancement and progress of the platform. … This becomes even worse if the third party is supplying a cross platform development tool. The third party may not adopt enhancements from one platform unless they are available on all of their supported platforms. Hence developers only have access to the lowest common denominator set of features. Again, we cannot accept an outcome where developers are blocked from using our innovations and enhancements because they are not available on our competitor’s platforms. Flash is a cross platform development tool. It is not Adobe’s goal to help developers write the best iPhone, iPod and iPad apps. It is their goal to help developers write cross platform apps.“
Steve Jobs will den Markt kontrollieren
Was Steve Jobs hier formuliert ist nichts anderes, als dass er die volle Kontrolle über die Entwicklung von Software für seine Hardware garantiert wissen will. Es ist die endgültige Abkehr von der Idee einer freien oder doch zumindest relativ unabhängigen Entwickler-Community, wie sie in den Anfangsjahren des Personalcomputers – im Übrigen damals heftig von Microsoft und Adobe unterstützt – sich etablieren konnte, und wie sie später in der Open Source Community ihren Höhepunkt fand. Apple steht heute für die proprietäre Ideologie der IBM der 70iger Jahre: Software follows Hardware! Ich bin neugierig, ob der Markt oder zumindest die Community der Early Adopters und Entwickler und Freaks eines Tages Apple hierfür abstrafen wird. Apple hat in den vergangenen Jahren das Gerätedesign erheblich in die Zukunft getrieben und weiter gebracht. Es wäre so schade, wenn der gleiche Visionär auf seine alten Tage nun die Branche in einem neuen Paradigmenwechsel um vierzig Jahre zurückwerfen würde. Cross platform developing erschwert vor allem die Monopolisierung des Marktes. Und hierum geht es dem „man in black“ letztlich. Aber dieser Apfel ist wurmstichig!
Ich nutze Flash seit der Betaversion von dem Vorgänger Supersplash (Anfang der 90er), später dann Macromedia und nun Adobe FLASH.
Diese absolut properitäre Entwicklungsplattform wird von Version zu Version teurer und instabiler. Wir sprechen hier von einem Programm für fast 1000 Euro, dass die einzige Möglichkeit darstellt bewegte, animierte, multimediale Webseiten und Werbebanner zu erstellen – FLASH ist Standard.
Flash ist ein Format, was aufgrund der Geschlossenheit zudem die Suchmaschinen fast komplett ausschliesst. Konkurrenz wäre bei dem Monopolisten Adobe bitter nötig.
Microsoft, Google, Apple, Adobe alles die gleichen xxxxxxxx! Mit keinem habe ich auch nur das geringste Mitleid, wenn sie sich gegenseitig fertig machen.
Der Schöpfer der ultimativen „closed company“ (Apple lässt sich bekanntlich gar niemals in die Karten gucken) beschwert sich darüber, dass Flash ein „closed system“ ist. Dem Mann ist wirklich nicht zu helfen. Nach der Leber sollte er sich mal nach einer Gehirn-Transplantation umschauen.
So sehr ich Jobs in der Vergangenheit oft für seine Art, wenn es sein soll auch alleine einen Weg zu beschreiten, bewundert habe, kann er sich auch mal irren. Hier denke ich beruht seine Sturheit zumindest zum Teil, nicht auf Überlegung sonder (eingebildeter oder nicht) Überlegenheit.
„Respice post te, hominem te esse memento!“
Was soll denn eigentlich “ 70iger Jahre“ sein?
Sag doch mal 70. Richtig, siebzig.
Und dann „iger Jahre“ hinterher.
Siebzigiger Jahre 😀