Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen. Dieses legendäre Zitat von Henry Ford ist wie in Stein gemeißelt in den Köpfen all derer, die mit Werbung beruflich zu tun haben. Es ist, das liegt auf der Hand, sinnlos, eine Uhr anzuhalten, um Zeit zu sparen.

Es ist genauso sinnlos, möchte man heute eine andere Analogie ziehen, Twitter, Facebook, Youtube und all die Social Media Plattformen in einem Land, indem es ohenhin gärt, zu verbieten, um damit ein restriktives, politisches System zu stabilisieren. Genau aber das passiert gerade in der Türkei. Vor zwei Wochen hat Czyslansky-Autor Tim Cole noch unter dem Titel Hau den Recep seine Gedanken zum Thema veröffentlicht.
Heute nun ist aus den Nachrichten zu erfahren: Regierungschef Erdogan lässt Twitter sperren, wie es die Süddeutsche Zeitung online titelt. Andere Medien ähnlich. Wer in der Türkei Twitter erreichen möchte, landet auf einer Seite mit einem offiziellen Statement der türkischen Aufsichtsbehörde für Telekommunikation – der Kurznachrichtendienst ist gesperrt. Der türkischen Zeitung Hürriyet zufolge ist der Zugang seit kurz vor Mitternacht blockiert. heißt es in der Meldung.
Vorausgegangen war eine deutliche Kampfansage Erdogans gegen sämtliche soziale Medien:  „Wir werden sie alle auslöschen.“ Was die internationale Gemeinschaft dazu sage, sei ihm egal. „Jeder wird sehen, wie mächtig die Türkische Republik ist.“ zitiert die FAZ online den türkischen Ministerpräsidenten mit einer beispiellosen Aussage, die an übelste Polemiken und Propaganda erinnert, wie man sie sonst nur aus Diktaturen kennt.

Während sich die Kommentarspalten unter den Veröffentlichungen mit allerlei Meinungen füllen, ob denn das Demokratieverständnis in der Türkei das Land als EU-Beitrittskandidat nicht disqualifiziert, ob denn und wenn dann wie die Bundeskanzlerin darauf reagiere, für die das ja alles Neuland sei, empfiehlt Twitter, die Tweets in Zukunft über SMS aus der Türkei hochzuladen. Das geht nämlich zur Not auch.
Ob eine Twitter-Sperre in der Türkei ähnlich wie in China und Nordkorea allerdings die Bevölkerung im Zaum hält, ist mehr als zweifelhaft. Wasser findet immer einen Weg nach draußen… irgendwann. Eine Meinung auch. Kommunikation lässt sich nicht verhindern, höchstens verlangsamen. Dass Social Media nicht der Urheber irgendwelcher Revolutionen, Umstürze oder politischer Massenproteste ist, sondern diese „lediglich“ katalytisch beeinflusst, dies aber massiv, müsste eigentlich mittlerweile klar sein. Erdogan wird so die Kritik an seiner Person, an seinem Regierungsstil, an seinen Korruptionen nicht aufhalten können, nicht mal nachhaltig eindämmen.

Auf Twitter selbst zeigen sich verständlicherweise die User empört. Doch kaum ein Kommentar dort trifft es besser, als der geniale Tweet des Bloggers meta_bene:

Sprichwort

Besser kann man es nicht sagen.

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