What the hell is Quinoa?

Interessantes hört man derzeit aus München.  Noch immer sucht die bayerische Polizei verzweifelt den brutalen  Mörder, der im Mai an der Isar einen Radfahrer niedergestochen hat. Die Spuren und  Hinweise sind so dürftig, dass die Polizei angefangen hat, alle Menschen um Zeugenaussagen zu befragen, die in der Tatzeit halbwegs in der Nähe waren. Dazu bedient sie sich unter anderem der Handydaten.
Wie Focus online berichtet, werden hunderte von Handybesitzern, die sich in der Tatzeit in der Nähe waren, überprüft. Sie wurden, davon spricht man derzeit viel in der Stadt, entweder von den Beamten zu Hause aufgesucht oder zu einer Zeugenaussage ins Revier gebeten – meist per Anruf auf dem Handy.
Handydaten verraten, wer in der Nähe war, heißt es bei Focus.
Erfasst wurden die Nummern von Mobiltelefonen, die sich in einem Zeitraum rund um den Tatzeitpunkt in der Nähe der Erhardtstraße befunden haben. Die Daten seien kurz nach der Tat angefordert worden – inklusive der Namen der Handybesitzer.
Die technischen Voraussetzungen sind denkbar einfach, wie ein anderer Artikel von Focus erläutert. Ob die Polizei damit dem Mörder auf die Spur kommt, ist ungewiss.
Derweil diskutieren die betroffenen Münchner, die bereits Besuch von der Polizei bekommen haben oder angerufen und auf’s Reiver gebeten wurden und ihre Aussagen getätigt haben, ihre Erlebnisse mit Freunden, Kollegen und/oder öffentlich im Netz. Es kommt schließlich für den Durchschnittsbürger nicht alle Tage vor, dass ein Beamter vor der Tür steht und wissen will ob man was gesehen oder gehört hat, und wo man sich zur vermeintlichen Tatzeit aufgehalten hat. So etwas kennt er nur aus dem Wochenend-Krimis aus ARD und ZDF.

Mrs. Michele Catalano kann zu diesem Thema mittlerweile auch etwas beitragen, wie diese Woche im The Atlantic Wire zu lesen war. Denn auch die Catalanos hatten überraschenden Besuch von der Polizei. Der amerikanischen, denn die beiden wohnen im Suffolk County in der Nähe von New York. Anders als in München standen bei den Catalanos aber nicht freundliche Herren in Uniform vor der Tür, sondern eine sechsköpfige, schwer bewaffnete und vermummte Anti Terror Task Force. Ausgewiesen hat sich natürlich niemand.
Was war passiert?
Das erklärte das Suffolk County Police Department in einer späteren Pressemitteilung so, wie man auf Atlantic Wire nachlesen kann:
Suffolk County Criminal Intelligence Detectives received a tip from a Bay Shore based computer company regarding suspicious computer searches conducted by a recently released employee. The former employee’s computer searches took place on this employee’s workplace computer. On that computer, the employee searched the terms “pressure cooker bombs” and “backpacks.”
Bei den Catalanos nämlich wurde gegoogelt. Zum einen die Suchbegriffe pressure cooker (Schnellkochtopf) und bomb (Bombe) und zum anderen backpack (Rucksack). Das wiederum war jemanden in einer Computer Company aufgefallen, und offensichtlich fand dieser freundliche Mitleser die Kombination dieser beiden Suchanfragen so bedrohlich, dass er die Polizei informierte. Nach dem Attentat von Boston sind diese Wortkombinationen offensichtlich hochsensibel.

googlesuche
In den USA ein riskantes Unterfangen

Diese Googleanfragen reichten aus, um hysterische Polizei-Reaktionen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auszulösen und Antiterroreinheiten loszuschicken, die Catalanos festzusetzen und erst einmal ausgiebig zu verhören.
Atlantic Wire ziriert Mrs. Catalano, die über das Verhör der Presse mitteilte:
[T]hey were peppering my husband with questions. Where is he from? Where are his parents from? They asked about me, where was I, where do I work, where do my parents live. Do you have any bombs, they asked. Do you own a pressure cooker? My husband said no, but we have a rice cooker. Can you make a bomb with that? My husband said no, my wife uses it to make quinoa. What the hell is quinoa, they asked. …
Have you ever looked up how to make a pressure cooker bomb? My husband, ever the oppositional kind, asked them if they themselves weren’t curious as to how a pressure cooker bomb works, if they ever looked it up. Two of them admitted they did.

Die Episode liest sich wie ein Drehbuch für einen satirischen Film. Bomben wolle man nicht bauen, erklärte Mr. Catalano. Man habe auch keinen Schnellkochtopf, aber einen Reiskocher besitze man, um Quinoa zuzubereiten. What the hell is quinoa
Und auf die Gegenfrage von Mr. Catalano, ob die Beamten denn selbst nie aus Neugier gegoogelt hätten, ob man aus Schnellkochtöpfen Bomben bauen könne, hätten zwei erwidert, sie hätten das auch schon getan.

Pressure_cooker_bomb
Ergebnis der Google-Bilder-Suche mit „Pressurecooker & Bomb“. Ein FBI-Foto, das auf Wikipedia veröffentlicht wurde. This image or file is a work of a Federal Bureau of Investigation employee, taken or made as part of that person’s official duties. As a work of the U.S. federal government, the image is in the public domain.

Bemerkenswert ist, dass laut Presseangaben unklar ist, welche Polzei denn nun die Catalanos eines Terroraktes verdächtige. Die örtliche Polzei aus Suffolk County dementierte bereits, auch die Nassau legt Wert auf die Feststellung, nicht involviert gewesen zu sein.

Vielleicht das FBI?
Man weiß es nicht.
Diese Möglichkeit besteht immerhin – wie auch unbegrenzt viele andere…

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.