Hans Pfitzinger, ein treuer Freund von Czyslansky und ein aufmerksamer Beobachter der Medienszene, machte mich jetzt auf ein weiteres trauriges Kapitel in der Zeitungsgeschichte aufmerksam, aber auch auf das tragische Schicksal einer dem schreibenden Journalisten sehr nahestehenden Berufsgruppe: die Karikaturisten. Auch diese Kollegen blicken in eine ungewisse Zukunft, denn weniger Zeitungen bedeutet auch weniger Abnehmer für die gezeichneten Kommentar zum Zeitgeschehen. Einer von Ihnen, Ed Stein, hat dazu das passende Bild geliefert (siehe oben) und damit warnendend den Finger gehoben: So, liebe Leser, könnte es euch bald auch ergehen!
Ed ist übrigens einer der erfahrensten Karikaturisten Amerikas. Er hat im Laufe der vergangenen elf Jahre über 6.000 „political cartoons“ bei seinem Arbeitgeber, den in Denver erscheinenden Rocky Mountain News, abgeliefert. Sie wurden häufig auch von überregionalen Blättern wie die New York Times oder Newsweek nachgedruckt. „Politischer Karikaturist ist der schönste Job bei einer Zeitung“, sagte er einmal. Aber die Jobs werden immer rarer: Beschäftigten US-Zeitungen in den 70ern noch über 300 hauptamtliche Zeichner, waren es Ende 2008 angeblich gerade noch 50.
Die Idee zu seiner letzten Karikatur ging Ed schon seit Monaten im Kopf herum. Er hat sie sich aufgehoben – und jetzt dazu den passenden Anlaß quasi frei Haus geliefert bekommen: Am 27. Februar erschien die allerletzte Printausgabe des Blattes mit der Headline „Goodbye, Colorado“. Der Verleger, E.W. Scripts, dem eine Kette von Regionalzeitungen im Süden und Mittelwesten der Vereinigten Staaten gehört, zog bei der seit 1859 erscheinenden „News“ die Reißleine, weil die Auflage auf unter 250.000 gesunken und das Anzeigengeschäft weggebrochen war. Es war das 14te Blatt, dass Scripts seit 1964 eingestellt oder mit anderen fusioniert hat. 15 haben sie noch – aber wie lange?
Denver hat übrigens Glück: Es gibt dort noch eine zweite Tageszeitung, die Denver Post. Aber in Amerika wird schon die bange Frage diskutiert: Wer wird die erste „no-paper city“ werden? San Franciso steht in den Wetten ganz oben: Dort steht die Zukunft des Chronicle auf Messers Schneide. Die Hearst-Gruppe hat schon mit der Schließung gedroht, wenn die Gewerkschaften nicht zu signifikanten Zugeständissen bereit sind.
Ed Steins Kollege beim Chronicle, Tom Meyer, hatte übrigens vergangenen Freitag seinen letzten Arbeitstag. Er hat ein Abfindungsangebot des Verlags angenommen und will sich in Zukunft als Freelancer durchschlagen. Wie so viele. Aber wer soll seine Zeichnungen drucken? Wenigstens gibt es im Internet noch die Möglichkeit, sich an Kostenproben seiner Kunst zu erfreuen. Deshalb hier aus gegebenem Anlaß die passenden Links: