Es wird immer skurriler: nach dem totalen Rauchverbot in Bayern – und dem damit verbundenen kulturellen Rückfall in die Zeiten großflächiger Rauchverbote in der Zeit vor der 1848er Revolution – droht EU-Kommissar John Dalli nun mit Zwangsjacken für Zigaretten. Einem Bericht der Zeitschrift w&v zufolge sollen einheitliche weiße Verpackungen für alle Glimmstengel vorgeschrieben werden. Die Zigarettenindustrie würde einem totalen Markenverbot unterworfen. Marlboro und Ernte 23 kämen im gleichen weißen Schachterl mit Todesdrohung in den Handel.
Dabei will Europa der Welt mal wieder vorangehen und zeigen, was ein Obrigkeitsstaat ist:
„Die Schachtel in der Anmutung eines Büßerhemds würde den Warnhinweis dagegen besonders gut zu Geltung bringen. Gekappt werden könnte auch die Display-Werbung im Handel. Einige Länder haben damit kein Problem: Irland, Island, Großbritannien, Thailand und Norwegen haben die Werbung am Point of Sale abgeschafft. Über die Einheitspackungen wurde in Großbritannien und Kanada zumindest diskutiert. Australien führt die schwarz-weiße Packung ab 2012 in einer oder zwei Provinzen ein.“ (w&v)
Ja habt Ihr sie denn noch alle? Mit Nichtraucherschutz hat das alles schon lange nichts mehr zu tun. Es geht hier einfach um eine Spielwiese für Autokraten, die unter dem Deckmäntelchen des Gesundheitsschutzes ihre Allmachtsphantasien ausleben wollen.
Was kommt denn als nächstes?
- Vielleicht die zwangsweise Wiedereinführung des Trabbi (aber nur in taubenblau) bei gleichzeitigem Verbot anderer Automarken? Schließlich darf Autofahren keinen Spaß machen, solange Autofahren gleichzeitig tot macht. Immerhin sterben jährlich weltweit mehr als eine Million Menschen direkt durch den Autoverkehr. Zu diesen Reifen- und Stoßstangenopfern kommen natürlich noch die ungezählten Smog-Geschädigten, also die „Passiv-Fahrer“.
- Vielleicht der Einheitsanzug für Politiker? Es kann doch nicht sein, dass ein Verteidungsminister nur deshalb gute Umfrageergebnisse erzielt, weil er sich offenbar passende Anzüge leisten kann und auch noch über Geschmack bei der Krawattenauswahl verfügt, während Wolfgang Thierse zwar meistens schlaue Dinge sagt, aber im Auftreten eher für einen BISS-Verkäufer gehalten werden kann: vielleicht nicht jedem unsympathisch (ich mag so Typen wir Harry Rowohlt), aber sicherlich nur wenig repräsentativ.
- Vielleicht eine Zwangsklonung von Florian Silbereisen für Gesangsauftritte im Fernsehen? Das Elend soll schließlich immer gleich aussehen.
Liebe John Dallis: ihr treibt es wirklich auf die Spitze. Denkt an den berühmten Mailänder Zigarrenrummel von 1848, als italienische Patrioten in den Rauchstreik traten, um den verhassten Fiskus der österreichischen Besatzungsmacht zu schädigen. Im März 1848 wurden die Österreicher denn auch aus Mailand verjagt.
Euch Dallis sei ins Stammbuch geschrieben der wohlfeile Vers des großen Georg Herwegh:
„Wir haben, was wir brauchen; gesegnet sei der Völkerlenz!
Wir dürfen auch ferner rauchen in unsrer Residenz.“
(Georg Herwegh, 1849)
So ein Schwachsinn…
„The censorship will go on…“
Hat ein bisschen was vom iranischen Frisurverbot für westliche Frisuren…
Ein totaler Schwachsinn!